SQuiShY’s aLbuM of tHE WeeK vOl. 41

Pink Floyd – The Dark Side of the Moon

Vorweg: Nein, dies ist nicht mein ultimatives Lieblingsalbum. Das kommt später. Das kommt zum 50. und letzten Beitrag dieser Reihe. Ja, damit ist irgendwann mal Schluss…

Was dieses Album aber definitiv ist: Das absolut uneingeschränkt beste, ultimative, grandiosest-geniale Coverdesign aller Zeiten. Besser geht es nicht! Es ist absolut schlicht, simpel, vermeintlich billig aber darin so brilliant.

Etwas Gejaule: Cover gibt es kaum noch. Richtige. Überhaupt das Konzept eines Albums gerät zunehmend in den Hintergrund. Wichtiger sind einzelne Songs, die irgendwo auf Spotify den Künstlern einen Hungerlohn einbringen. Dazu kommen ein paar nichtssagende Pressenfotos in halbdramatischen Posen. Es besteht allerdings die Hoffnung, dass mit dem Wiedererstarken des Vinyl-Fetischs auch die Renaissance der Cover-Kunst auf uns zu kommt. Vinyl, das bedeutet Album, das bedeutet zwölf Zoll, dreißig Zentimeter im Quadrat Platz für Kunst. Einst bildeten Cover und Musik eine untrennbare Einheit und niemand hat diese Einheit zu solcher Perfektion getrieben wie das Designteam mit dem Namen Hipgnosis.

Und kein Cover ist wohl so ikonisch, so unverkennbar wie das dieser Scheibe. Besser geht es nicht.

Ja, und die Musik? Nun, Pink Floyd waren Meister des Konzeptalbums. Seien es ganze Geschichten, wie „The Wall„, eine zynische Beschreibung der ganzen Gesellschaft oder ein ganzes Album nur über das Thema Abwesenheit und Verlust, diese Alben waren immer Gesamtkunstwerke, optisch wie musikalisch wie lyrisch. Und Dark Side oder DSOTM, wie es gerne abgekürzt benannt wird, macht den vielleicht härtesten Rundumschlag von allen. Texteschreiber Roger Waters war 29, als er die Worte zu der Musik niederschrieb – eigentlich viel zu jung, zum über all das nachzudenken, was er hier thematisiert hat. Da ist alles drin: Beziehungen zwischen zwei Menschen und Völkern (Us and Them), Kapitalismus (Money), Wahnsinn (Brain Damage), Lebenssinn und Midlife Crisis (Time). Und dazu kommt noch Richard Wrights (und Sängerin Clare Torrys) Meisterwerk „The Great Gig in the Sky“, das kaum etwas anderes thematisiert als den Tod – und das auf unnachahmlich leidenschaftlich herzzereißend schöne Weise, dass ich es gerne auf meiner Beerdigung spielen lassen möchte.

Dark Side ist das erste Album (von dreien), auf dem diese Band zu voller Reife gelangt. Emotional ist das Album bei aller Ernsthaftigkeit aber auch von einer gewissen Leichtigkeit geprägt, die in folgenden Jahren immer mehr weicht, bis bei „Animals“ Bissigkeit, bei „The Wall“ Aggressionen und mit dem Ende der Waters-Ära und dem umstrittenen (von mir geliebten) Album „The Final Cut“ in verzweifelter Traurigkeit verloren geht.

Musik ist nicht dieses beliebige, austauschbare Stampfistampf mit dahingeschwallten Texten, die verzweifelt versuchen, möglichst viele sinnfreie Unflätigkeiten in zweieinhalb Minuten Beat hineinzurammen. Musik ist auch nicht ein nichtssagendes, blutleeres Larifariblabla. Musik ist Gefühl. Musik ist etwas, auf das man sich einlassen muss, das man nicht nebenher aus einer drittklassigen Boombox blechern am Busbahnhof plärren lassen kann. Dieser Musik muss man zuhören. Etwa 45 Minuten mit der vollen Klangbandbreite einer Vinylscheibe mit guten Boxen und… sonst nichts. Augen zu, treiben lassen. Kein Handy, kein Internet, keine flimmernden Videoclips. Nur du und die Musik.

Zeitverschwendung?

Nein, wahrscheinlich hast du niemals so gelebt wie in dieser Dreiviertelstunde…