HaLLo, iCh bIn eS, SqUIshY, der schockierte Tintenfisch. Kennt einer hier WR 104? Nein, nicht WD40! WR 104 ist ein lustiger Dreifachstern, drei Sonnen, die umeinander kreisen wie drei Autos mit grob irritiertem Navi in einem Kreisverkehr. Die Bezeichnung WR kommt von „Wolf-Rayet“, einer Bezeichnung für eine Klasse von Sternen, die aus Gründen ständig Materie in ihre Umgebung prusten. Sieht hübsch aus, wie eine kosmische Koralle:
Der Wolf-Rayet-Stern im Dreigestirn WR 104 hat ein kleines Problem: Er wird demnächst in einer Supernova seinen Zustand recht plötzlich ändern wollen. Eigentlich ist das kein Problem, denn Sterne machen das andauernd. Unsere Sonne macht auch irgendwann mal Bummsdi. Bei WR 104 gibt es da nur die Sache mit dem Gammablitz. Die Dinger entstehen bei einigen Sternexplosionen und sind eher unangenehm. Sie strahlen aus den Polregionen der Sterne raus in einem oft nur Sekunden andauernden Stoß an Gamma- und Röntgenstrahlen. Gut, dass WR 104 etwa 8.000 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Schlecht, dass das nicht reicht. Die Rotationsachse des Sterns zeigt grob in unsere Richtung. Wenn es Bumms macht, kann es sein, dass der Gammablitz hier ankommt. Und wenn die Erde Pech hat, funzt das mal eben das Leben zumindest in großen Teilen aus. Manche gehen davon aus, dass so ein Teil vor einigen hundert Millionen Jahren schon einmal eine Katastrophe auf Erden ausgelöst hat oder zumindest seinen Anteil daran hatte, das Ordovizische Massenaussterben. Nur die Lebewesen, die in tieferen Wasserschichten vor den tödlichen Strahlen geschützt waren, haben überlebt. So, wie meine Vorfahren. Auch dieses Mal könnten wir Oktopoden das überstehen. Höhö…
Ihr übrigens vielleicht nicht…
Wann WR 104 Bumms macht, kann man nicht genau vorhersagen. Ob es einen Gammablitz geben wird und vor allem ob der dann sogar direkt die Erde trifft, ist nicht sehr wahrscheinlich. Gebe ich zu. Möglich ist das aber. Zehn Sekunden Bzzzzzt! Da WR 104 außerdem etwa 8.000 Lichtjahre weg ist… vielleicht ist das Ding in den letzten 8.000 Jahren schon lange hochgegangen und der Blitz ist einfach noch nicht hier angekommen? Vielleicht seid ihr praktisch schon längst alle tot?
Wenn WR 104 nicht funzt, habt ihr noch 800 Millionen Jahre. Danach hat sich die Strahlung der Sonne und die Zusammensetzung der Atmosphäre so weit verändert, dass Leben in der aktuellen Form schon nicht mehr möglich ist, weil Photosynthese, wie wir sie heute kennen, gar nicht mehr funktioniert. Ziemlich bald gibt’s nix mehr zu futtern. Für niemanden.
800 Millionen Jahre ist übrigens in etwa die Zeit, die es vorher gebraucht hat, um aus den ersten tierischen Organismen euch knochentragende Versager zu machen. Ja, wir Oktopoden sind schon eine Weile länger unterwegs. Auf jeden Fall könnte die Zeit reichen, um bis dahin dieser Erd-Murmel entkommen zu sein. Müsst ja nicht ihr Menschen sein, auch nicht wir Wirbellose, vielleicht sind es die Nachfahren von Gürteltieren. Ja, ihr habt Glück, wenn eure Gürteltier-Cousins bis dahin interstellare Raumfahrt entdeckt haben und sich und eure Nachkommen als Haustiere haltend, einen Außenposten irgendwo in der Nähe von Proxima Centauri gefunden haben. Irgendwann zwischen eineinhalb bis zwei Milliarden Jahre in die Zukunft ist Leben auf der Erde in keiner Form mehr möglich. Schluss aus Ende.
Und das Tolle: Es ist auch scheißegal, ob ihr bis dahin da draußen in der einen oder anderen Form, vielleicht nur noch als Informations-Energiehäppchen existiert und eure Evolution es über die Bindung an Materie hinweg geschafft hat. Das Universum dehnt sich weiter aus. Sterne verbrennen, verpuffen, verkühlen, verblassen. Sie verschwinden in schwarzen Löchern, die alles und jeden Stück für Stück verschlingen, träge durch das All treiben und langsam verdunsten, bis am Ende nicht einmal das Echo eurer, meiner oder irgendeiner Existenz die Leere des Alls durchhallt.
Und das ist es dann. Alle großen Pläne, Nationen, Erfindungen, Bündnisse. Alle Kriege und Versöhnungen. Eure Heldentaten und Verbrechen, euer Vermögen, eure Ziele. Jeder Gedanke, jede Erinnerung, jeder Name, jede Liebe, jede Hoffnung, jedes du, jedes ich. Alles verpufft, verhallt, verstummt irgendwann in endloser Dunkelheit und Kälte.
Was bleibt? Ein leeres, schwarzes Nichts.
…
Ich wollte das nur mal einwerfen, falls ihr heute nochmal vorhabt, irgendwelche Scheiße auf Facebook zu posten anstatt was Schönes zu machen.