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haLLo, iCh bIN eS nOChmaL, sQuiShy, deR FRöhliCHe, bloGGenDe TintENfiSch. Heute will ich nochmal etwas zum Thema Plastik loswerden, wenn auch anders als beim letzten Mal. Auf meinem Ausflug nach Dortmund kamen wir, wie schon erwähnt, an einem Plastikfachhandel vorbei. Einige Dinge aus Plastik haben nämlich doch Sinn. Keine Ahnung, wie viele Verpackungen sich vermeiden ließen. Das steht außer Frage, aber das eigentlich Tolle ist ja auch, was man dafür alles aus Plastik bauen kann, weil sich Kunststoffe in so viele bunte Formen und Farben bringen lassen. Ich rede von Spielzeug.

Menschen lieben Spielzeug, vor allem die Menschen, die sich noch im Larvenstadium befinden. Zur Erklärung: Menschen kommen in einem komischen Zustand zur Welt: Klein und lebensunfähig. Die meisten Tiere, darunter auch wir Tintenfische, lassen voll lebensfähige Exemplare ihrer Art aus Eiern schlüpfen, die auch alleine überleben könnten, wenn sie nicht gefressen werden. Säugetiere haben sich die Sache mit den Eiern abgewöhnt, weil sie dann mobiler sind. Gut, die Sache mit der Milch, einem seltsamen, weißen Körpersekret, das die frischgeschlüpften Exemplare in den ersten Wochen oder Monaten aus den Drüsen ihrer Muttertiere heraussaugen, klingt ekelig, finde ich. Die Vorstellung bei meiner Mutter am Tintenbeutel herumzunuckeln… huh! Gruselig. Trotzdem geht der Plan auf: Säugetiere sind bis zur Geburt ihrer Nachkommen mobil und bleiben dies auch danach.

Menschen sind da wieder anders, denn ihre Nachkommen schlüpfen in einem vollkommen unfertigen Zustand. Wie vorher bei Eiern müssen Mutter- und Vatertiere ihre Brut lange beschützen – so lange, dass sie sich selbst daran gewöhnen und diese Schutzrolle bis weit über die Verpuppung hinweg aufrechterhalten. (Anmerkung: Die Verpuppung erfolgt, indem sich die Larven in eine seltsame Hülle aus alberner Kleidung und eitergefüllter Gesichtsblasen begeben. Dieses Phänomen ist im Tierreich einzigartig. Menschen sind komisch.)

Neben dem Erlernen lebensnotwendiger Fertigkeiten (etwas, das die Eltern zunehmend auf familienexterne Personen und Institutionen abwälzen) haben die Larven bzw. Kinder Freizeit, in der sie spielen – oder altersunangemessenen Mist auf YouTube gucken, um mit Erreichen der Verpuppung den Eltern ihren Glauben an Chemtrails und die Flache Erde zu präsentieren. Lasst uns also über Spielzeug sprechen, Spielzeug aus Plastik. Lasst uns nicht über Chemtrails reden. Das ist mir zu doof.

Ich will hier gar nicht über all die anderen Werkstoffe reden, aus denen man Spielzeug herstellen kann; über Metallspielzeug, das nach dem ersten Einsatz im Regen zu einem kruden Klumpen Rost mutiert, oder unbehandeltes Holzspielzeug, das einem Waldorfkindergarten die esoterisch notwendige Tristesse verleiht. Ich will auch nicht darüber reden, ob es unbedingt sein muss, dass Spielzeug in möglichst allen bekannten (und interessanterweise auch unbekannten) bunten Farben erscheinen und dabei unerträgliche Quietschetöne von sich geben muss, die den Eltern jegliche Gehirnzellen wegfunzt. Es geht mir auch nicht unbedingt um den scheinbaren Grabenkampf zwischen den beliebtesten Marken „Playmobil“ oder „Lego“, den einige zelebrieren, wie den zwischen Android oder iOS, Demokraten oder Republikanern, Mc Donald’s oder Burger King. Dieser pseudo-dialektische Ansatz, dass alles schwarz und weiß ist, ist mir auch zu doof.

Kinder sollen spielen. Kinder sollen dabei kreativ sein. Sie bauen sich fantastische Welten auf und nach, erweitern sie, erfinden neue Welten oder neue Legenden für alte Welten. Auch wenn manche gerne ihre Larven vor dem Fernseher ablegen, damit sie ruhig sind, haben die wenigsten Eltern etwas dagegen, wenn die Kinder genau so ruhig in ihren Zimmern sich in ferne Welten entfernen. Vielen ist diese Kreativität wichtig und sie wollen sie gerne fördern. Aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ich habe es bei den Menschen nicht verstanden, dass vielfach dieses Kreative und Spielerische nach der Verpuppung (auch Puppertät oder so genannt) nicht mehr so gefragt ist. Da werden regeln, Disziplin und Selbstorganisation verlangt. Erwachsene, die spielen, sind kindisch und nicht „reif“ und „verntwortungsvoll“.

Einige Erwachsene kompensieren ihren Spieltrieb, indem sie sich in anderen Bereichen austoben. Fußball ist okay. Karten spielen (und dabei Bier trinken) ist okay. Und auch, wenn Menschen in den letzten Jahren immer bemüht waren geschlechtsstereotypes Verhalten und Denken aufzulösen, regen sich gerade dann Frauen gerne darüber auf, dass Männer die Neigung haben, zu spielen und sich „kindisch“ zu verhalten, wenn sie trotz ihres Alters am Schaufenster des Lego-Shops kleben. Ich will mal davon absehen, dass Frauen genau so spielen dürfen, können und sollen und sie niemand davon abhält ein Lego-Set zusammenzubauen. Vielmehr sollten sie nicht einerseits gegen Gender-Klischees wettern, sich dann aber beim Kaffeeklatsch mit den „Mädels“ über die kindischen Männer („Sind halt große Jungs!“) lustig machen oder aufregen. Und andererseits gebrauchen sie dann ihre eigenen Kinder/Larven als Anziehpuppen-Ersatz. Im Endeffekt sind beide der Geschlechter also mit einer Neigung ausgestattet, sich mal kindisch zu verhalten. Davon abgesehen gibt es auch Lego-Sets, die nun wirklich nur für Erwachsene sind. Menschen haben nun mal diese kreative, verspielte Ader. Und so sehr ich als Wirbelloser Tintenfisch mit neun (!) Gehirnen auf die Menschheit hinabblicke, hebt sie gerade diese träumerische Kreativität von den meisten anderen Spezies ab. Warum sollen sie das ablegen, wenn sie „erwachsen“ sind?

Vielfach hört man eben: Der Mensch muss dann Verantwortung übernehmen. Er soll sein Geld nicht für so einen Mist wie Plastikklötzchen wegwerfen. Die, die am lautesten schreien sind am Ende die, die sich mit der Inhalation von nikotinhaltigem Rauch aus Kräuterstäbchen für viel Geld selbst vergiften.

Mal nachgerechnet. Einer dieser „Raucher“ verballert am Tag zehn solcher Zigaretten (ja manche viel mehr, andere weniger), also eine Packung mit 20 Stück innerhalb von zwei Tagen, macht also etwa 180 Packungen im Jahr. Jede Packung kostet so um sechs Euro. Damit knallt sich dieser Mensch 3600 Zigaretten im Gesamtwert von über 1000 Euro in den Rachen und krepiert am Ende an Lungenkrebs.

Die Frage ist, wie gesundheitsschädlich sind Legos und Playmobilsets im Wert von 1000 Euro? Liebe Menschen, mal ehrlich: Wollt ihr lieber mit 68 an der Beatmungsmaschine klemmen oder ein Lego-Raumschiff durch die Wohnung sausen lassen? Denn so nachhaltig der verdammte Plastikmüll ist – als Spielzeug hält das Zeug auch praktisch ewig.

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