GotTesbeWeisE I: Am Anfang war das Bumm!

Inspiriert von „sQuiShY reDeT üBEr GoTt“ habe ich angefangen, so genannte Gottesbeweise genauer zu untersuchen. Hier Teil 1…

Der kosmologische „Gottesbeweis“
*DING DONG!*

  • HaLLo! IcH biN eS, SqUisHy, der gottlose Tintenfisch!
  • Ja, hallo, ne, Ich bin’s ja, der Flöbbl…
  • Ach nee, was willst du denn schon wieder?
  • Ja, ich wollte doch mit dir über das Universum sprechen.
  • Wie bitte?
  • Na, das Univer…
  • Flöbbl, ich weiß, was das ist. Was willst von mir?
  • Na, weißt du, dass das Universum einen Anfang hatte?
  • Was meinst du, den Urknall?
  • Ja, genau, du. Und dann muss es ja auch…
  • Ach komm Flöbbl, ich weiß schon, worauf du hinaus willst. Vergiss es!
  • Ja, nee, ernsthaft jetzt, du… damit kann ich dir nämlich voll beweisen, dass es Gott geben muss!

Toll. Flöbbl will mir also beweisen, dass es Gott oder einen Gott oder… eigentlich egal. Flöbbl will mir was beweisen. Und das versucht er mit dem so genannten „kosmologischen Gottesbeweis“. Der ist aber totaler Quatsch. Schauen wir uns das Dingsbums, diesen vermeintlichen Beweis doch mal unter der sprichwörtlichen Lupe des Tintenfischauges an. Wahrscheinlich stellt es sich als Kuh-Kacka, auch bekannt unter dem Anglizismus „Bullshit“ heraus.

Dieses Ding geht nach einem scheinbar logischen Dreischritt vor: Alles, was einen Anfang hat, muss eine Ursache haben. Das Universum hatte einen Anfang, also hatte das Universum eine Ursache. Diese wäre dann der landläufigen Meinung nach natürlich „Gott“. Zumindest soll das ganze deswegen als „Gottesbeweis“ zählen. Und so im ersten Moment erscheint das ja alles schlüssig. Aber schauen wir uns das mal im Detail an:

  1. Alles, was einen Anfang hat, muss auch eine Ursache haben.

Die Vertreter dieses Beweises sprechen auch davon, dass nichts einfach so aus dem Nichts entstehen kann. Bin ich mit Cousin Rohrschach alleine in einem Raum und es beginnt zu stinken, ist die Frage „Sag mal, hast du gerade gefurzt?“ rein rhetorischer Natur. Ich weiß schließlich auch so schon genau, wer es war. Genau. ich war es. Ein Furz erscheint nicht aus dem Nichts, er kommt aus… lassen wir das. Auch das Universum, so das Argument, kann ja nicht einfach von jetzt auf gleich einfach dagewesen sein. Alles muss irgendwo herkommen. Ursache, Wirkung. Einfach. Da haben wir aber schon das erste Problem, denn wo zum Geier kommt dann dieser Gott eigentlich her? Den will man ja beweisen, also können wir ihn nicht ignorieren. Aber langsam, langsam, das wird uns gleich noch ein wenig beschäftigen. Wir lassen das erst einmal so stehen, ja?

  1. Das Universum hatte einen Anfang.

Tja, und da haben wir schon das nächste Problem. Hatte es? Hatte das Universum wirklich einen Anfang? Wir können die Existenz des Urknalls oder zumindest einer schlagartigen Ausdehnung des Alls nachweisen, weil man das „Echo“, eine schwache Mikrowellenstrahlung, messen und nachweisen kann. Na gut. Ganz richtig ist das nicht. Diese so genannte „kosmische Hintergrundstrahlung“ entstand, als das Universum bereits 400.000 Jahre alt war. Das mag aussehen, als sei das lange, lange Zeit nach dem Urknall gewesen. War es nicht. 400.000 Jahre sind ein Witz. 400.000 Jahre sind die Zeit, die ihr als waffenschwingende Menschen auf dieser kuriosen Felskugel herumrennt und Chaos verbreitet. Ja, für euch ist das ewig, aber auch nur für euch. Oktopoden gibt es seit etwa 300 Millionen Jahren. Evolutionsgeschichtlich haben wir kaum Zeit gehabt viel mehr zu sagen als „Was sind das denn für Idioten mit ihren Knüppeln?“ Das Universum gibt es aber sogar schon 13,8 Milliarden Jahre. Es gibt diese alberne Rechnung, die die Existenz des Universums auf einen irdischen Tag anrechnet – mit 00:00 Uhr dem Urknall und 24:00 Uhr dem jetzigen Moment, gerade so, als würde jede Sekunde alles aufhören zu existieren. Auf diese Rechnung gesehen entstand der Mensch vor weniger als drei Sekunden, also gerade die Zeit, die ihr braucht, einen gut lösbaren Popel aus eurem Riechkolben zu entfernen. (Ich bin meinem Mitbewohner tagelang mit einer Stoppuhr hinterhergerannt, bis er herausgefunden hat, was ich da tue…) Ich will damit nicht andeuten, dass der Mensch kaum mehr ist als ein Popel im Vergleich zur Geschichte des Universums. Nicht andeuten. Ich will es geradeheraus sagen.

Aber genau dieser Popel ist auch die Zeit, die die kosmische Hintergrundstrahlung dem eigentlichen Urknall hinterhertappste. Sie ist die direkte Folge der Hitze des jungen, dichten, kleinen, heißen Universums und belegt eindrücklich: Es gab ein Ereignis, bei dem sich das gesamte Universum aus einem winzigen Punkt heraus explosionsartig ausgedehnt hat wie die Backen eines Kampftrinkers, der nicht will, dass man seinen Rülpser hört. Das Interesse vieler gilt natürlich vor allem dem Punkt, aus dem es entstand, diesem vermeintlichen Anfang. Dieser „Singularität“.

Kurze Anmerkung: Eine reine Singularität wäre ein unendlich kleiner Punkt unendlich hoher Dichte, Masse, Gravitation und so weiter. Vielen Physikern wird unwohl, wenn sie über Unendlichkeiten nachdenken, also gibt es hier verschiedene Modelle, manche mit einer totalen Singularität, einem Punkt ohne jede Ausdehnung, manche eher mit einem kleinen Fleck, der dann zwar noch immer ziemlich krass ist, aber immerhin ohne Unendlichkeiten auskommt. Mathematiker dagegen verspeisen so eine Unendlichkeit zum Frühstück – oder lieber mit einem guten Rotwein bei einem wahnsinnig spießigen aber gemütlichen Abendessen. Dazu aber ein anderes Mal.

Dieser Punkt, dieser Universums-Samen war so dicht gepackt, das alle Materie, alle Energie nur noch ein wirres, dichtes, dickes Klumpatsch waren, das aufgrund seiner Masse und Dichte so eine hohe Gravitation hatte, dass alle anderen Naturgesetze außer Kraft gesetzt waren. Wir können mit unserem aktuellen Wissensstand nichts darüber aussagen. Auch Zeit, das wissen wir seit Albert Einstein, funktioniert bei so einem Phänomen nicht mehr wirklich. Dieses Wissenschaftler-Klischee aus dem 20. Jahrhundert hat im Rahmen seiner Forschung die Behauptung aufgestellt, Zeit sei kein konstant ablaufender Fluss, sondern vielmehr Veränderungen unterworfen. Später hat man das sogar messen können, weil es Uhren gibt, die auf einen mikroskopisch genauen Bruchteil einer Sekunde genau messen. Fazit: Schwerkraft bremst Zeit. bitte bedenkt: Wer nach einem ordentlichen Gelage beim mongolischen All-You-Can-Eat-Buffet anschließend das Gefühl hat, sich nur noch langsam bewegen zu können… Nein, ihr habt euch einfach überfressen. So funktioniert das nicht. Aber eine Uhr auf der Erde geht (messbar aber nicht spürbar) langsamer als eine irgendwo in 400 km Höhe (Flughöhe ISS). Die Verlangsamung durch die Msse der Erde ist messbar. Und bei einer fast oder ganz unendlichen Dichte und Schwerkraft kommt die Zeit effektiv zum Erliegen. Klingt komisch, klar.

Man könnte jetzt anfangen zu diskutieren, was ein Anfang eigentlich ist und ob er ohne einen zeitlichen Ablauf überhaupt existiert. Man könnte darüber nachdenken, ob die Zeit nicht so stark in die Länge gezogen wird, dass sich die Frage nach dem Beginn irgendwo in der Unendlichkeit auflöst. Aber dann müssten wir anfangen mit verschiedenen Zeitachsen zu arbeiten und dafür, naja, fehlen den meisten von euch die Gehirne. und im Endeffekt geht es ja darum: Das Universum existiert. Wo kommt es her? Aber wo viele eben diesen Urknall als Ursprung betrachten, bleibt immer die Problematik, dass wir nicht auf seine andere Seite gucken können. Anders ausgedrückt: Wenn ein Typ mit seinem Auto gerade irgendwo losfährt, muss er nicht gerade seine Reise beginnen, sondern hatte vielleicht nur kurz am Straßenrand angehalten, um zu kacken. Wir können aktuell nicht sagen, ob das Universum nicht schon vor dem Urknall existiert hat, sich nur einmal zu einem Punkt zusammengezogen und dann wieder ausgedehnt hat. Wir wissen nicht, ob es beim Urknall nicht einfach mal kurz kacken war.

  1. Also muss das Universum eine Ursache haben.

Wie gesagt, ob das Universum einen Anfang hatte, können wir gar nicht sagen. Damit ist dieser „Beweis“ noch nicht einmal eine gute Theorie, denn sie lässt sich nicht beobachten. Menschen können sie mit ihren aktuellen Mitteln weder be- noch widerlegen, weil ihr euch nicht vom vierdimensionalen Erleben von Raum und Zeit loslösen könnt, das hier an seine Grenzen stößt. Tintenfische sind da trotz der größeren Hirnzahl leider nicht besser aufgestellt. Aber nehmen wir diese Hypothese mit dem Anfang einfach und spinnen sie weiter. Vertreter des kosmologischen Beweises lehnen sich an dieser Stelle mit diesem arroganten Besserwissergrinsen zurück und lassen den Zuhörer den Rest machen: „Ah! Und die Ursache ist… Gott?“ Wohlwollend neigen sie den Kopf. Gut gemacht, nimm dir einen Jesus-Keks.

Was mich bei diesem Dings so aufregt: Es beweist nicht die Existenz eines Gottes, schon gar nicht des vielgerühmten christlichen Gottes. Alles, was der kosmologische Ansatz erlaubt, ist die Existenz einer Ursache – ein endliches Universum vorausgesetzt, das sich aktuell nicht beweisen lässt. Es wird nicht geklärt, was diese Ursache ist, woher diese kommt oder ob diese Ursache nicht auch eine Ursache gehabt haben muss.

Leute, wie der Theologe William Lane Craig haben aus dem ursprünglichen Gottesbeweis, der etwas enger gefasst war, diese Fassung gestrickt, aktualisiert und am Leben gehalten. Dabei hat sich zwangsläufig die Ambivalenz ergeben, dass man daraus nicht zwingend Gott schließen kann. Die spielt ihnen allerdings sogar noch in die Hände, weil sie sich ja ach so offen präsentieren können. Aber über mehr als ein paar Annahmen sind sie nicht hinweg gekommen. Das ist genau das, wo die ganz oben erwähnte Ausnahme reinkommt: Fragt man nämlich, was denn mit der Ursache für Gott ist, wird ihr Grinsen nur noch breiter: Alles, was einen Anfang hatte, muss eine Ursache haben. Wer sagt, dass Gott einen Anfang hatte? Das gleiche hat Craig mal aufgegriffen und eine Argumentation gefunden, nach der es gar keine Unendlichkeiten geben kann, ein unendliches Universum also unmöglich sei. Das wirft natürlich zwei Probleme auf: Das eine hat mit dem zu tun, was Mathematiker über die Nummernfolge wissen, die sich bei der Zahl π (Pi) hinter dem Komma abspielt. Das andere ist natürlich, dass sie damit wieder eine Ausnahme für ihren Gott basteln müssen.

Meinen Blutdruck treibt das immer höher und die Suppe fast zu den Kiemen raus: Wenn wir solche Ausnahmen für einen Gott schaffen können, warum nicht für das Universum selbst? Löscht den mystischen Skydaddy aus der Gleichung, der Syllogismus funktioniert noch immer. Alles, was einen Anfang hat, muss eine Ursache haben. Das Universum hatte keinen Anfang, also muss das Universum auch keine Ursache haben.

Und Gott löst sich mit einem „Plopp!“ in Luft auf.

So könnte es jedenfalls aussehen, aber wie bereits gesagt: Wir wissen es nicht und können es gar nicht wissen. Alles nichts als Spekulationen und Annahmen. Unser Autofahrer hat bei seinem Halt am Straßenrand das Auto ausgemacht und den kleinen Speicher mit den Fahrdaten gelöscht. Über seine bisherige Fahrt können wir nur Vermutungen anstellen. Beweis geht anders, liebe Christen. Das üben wir nochmal.

(Wenn jetzt irgendwer herkommt und den Fahrer fragen will, ob er gerade einfach einen fetten Schiss abgesetzt hat, dann muss ich dem sagen, dass man solche Fragen nicht irgendwelchen wildfremden Leuten stellt und außerdem Metaphern auch ihre Grenzen haben. Der Punkt ist hier erreicht. Fresse halten!)

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