sQuiShY reDeT üBEr GoTt, 2.0

ANMERKUNG: Dies ist eine überarbeitete, aber in einem Punkt auch leicht gekürzte Version des Textes vom 11. April. Den Abschnitt über den kosmologischen Gottesbeweis habe ich gestrichen, die Gottesbeweise erscheinen in den kommenden Wochen als Extra-Serie. Dafür gibt es diesen Artikel jetzt auch als Podcast.

*DING DONG!*

  • haLLo? iCh biN eS, SquisHy, dEr TüRenöFFnenDe TintenFiscH!
  • Ja, Hallo, ich bin’s, der Flöbbl und ich möchte gerne mit dir über Gott sprechen.
  • Was? Worüber?
  • Gott.
  • Wer?
  • Über den Herrn im Himmel. Deinen Schöpfer.
  • Was soll ich damit?
  • Fragst du dich nicht auch manchmal, woher das alles kommt? Was der Sinn hinter all dem ist? Welche Rolle man dir in diesem Leben zuerkannt hat? Was diese wundervolle, komplexe Natur so perfekt konstruiert hat?
Halloooo… … …

Na gut, Flöbbl, reden wir über Gott, über Götter, über Religion. Ich sage es gleich, ich halte nix davon und ich brauche dieses Zeug nicht. Aber ich gebe zu, dass es andere gibt, die eine Menge damit anfangen können und in den kommenden Wochen sogar brauchen. Wir sind schließlich gerade im Begriff von der sonnig-sorglosen Zeit des Sommers in die trübe, trostlose Stimmung des Herbstes überzuwechseln. Die Tage werden kürzer, erste Bäume verfärben sich und Kastanien machen sich schussbereit, vorüberziehenden Fußgängern den Schädel zu perforieren. So mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert und Terminen wie Totensonntag oder Halloween, die am Horizont lauern, stellen sich Fragen nach Sinn und Unsinn des Daseins, über Vergänglichkeit und das Rätsel nach dem Danach in den Vordergrund. Es drohen Dunkelheit, Depressionen und Dominosteine. Da schwabbelt der Gedanke an dieses Gott-Dings ständig in der Luft.

Spätestens im November hat auch der letzte Einfamilienhausbenutzer den Weber-Grill mit seinem Weber-Grillüberwinterungskondom eingehüllt und in der Weber-Grillgarage eingeparkt, das mit dem Original-Weber-Grillsicherungsvorhängeschloss vor Witterung und dem Zugriff gierig neidischer Nachbarn gesichert wurde. Die marinierten Schweinehälften sind aus der Auslage der Selbstbedienungstheke verschwunden. Trüben Blicks schaut man aus dem Fenster in den grauen Novembernebel zum geleasten Glanzstück der Familienflotte, das da still vor sich hinbrummt, während die Sitzheizung das Innenleben auf Saunatemperatur anwärmt, um den Weg zur Arbeit erträglicher zu gestalten. Auf der anderen Seite der Straße erkennt man schemenhaft Oma Harms, die, ein kariertes Einkaufstrolleyding hinter sich herzerrend, auf dem Weg ist, das Grab von Opa Harms in eine Heidekraut-Monokultur zu verwandeln. Während im Hintergrund die Ehefrau gerade dabei ist, die Kinder (erfolglos) für den Schulweg zu motivieren (immer vorausgesetzt, keine Pandemie oder ein anderer, zufällig vorbeitrabender apokalyptischer Reiter hat die Schulen gerade dichtgemacht – muss man ja mit rechnen) und gleichzeitig die Tupperdosen mit Käsebroten füllt (die in der Schule oder im Werk dann traditionell entsorgt und gegen süße Snacks vertauscht werden), dabei noch den Kaffee für die Fahrt zur Arbeit (für beide) in Thermoskannen umfüllt, den Frühstückstisch abräumt und mit einem weiteren der gefühlten zwanzig Arme (tja, Tintenfisch müsste man sein, da hat man nicht nur tatsächlich mehr Arme, sondern jeder hat sein eigenes Gehirn, sodass Multitasking nicht nur eine Illusion ist) das Katzenklo leert… während all das irgendwo im Hintergrund passiert, starrt der Mann aus dem Fenster und hat man mal einen Moment der Ruhe und denkt. Da stellt sich man sich schnell mal vor, dass das Ehewesen eines Tages mit dem eigenen Trolley unterwegs sein wird und man selbst ist währenddessen, nun, tot. (Dass man auch in genau diesem Moment für die Ehefrau praktisch tot ist, bleibt gerade ungesagt.) Fragt man sich da nicht nach dem Sinn hinter all dem? Fragt man sich da nicht schnell, was die eigene Rolle in dieser Welt ist, die einem zugestanden wurde? Verträumt starrt man in die Leere der eigenen Existenz, nimmt kaum wahr, wie draußen Mama die Brut mit einem gerade noch legalen Maß an Gewalt in ihren hochgebockten Panzer rammt. Man schlürft den letzten Kaffee, seufzt und dank Gott, dass man sich zwei Autos leisten kann – drei, wenn man das Wohnmobil mitzählt, dass bei Onkel Wilf auf dem Hof in der Scheune überwintert. Gott sei Dank, denkt er sich, während der SUV draußen mit leichter Verspätung in Richtung Schule braust, Gott sei Dank bin ich nicht so ein Asozialer wie der Frank, dessen Kinder mit dem Fahrrad fahren müssen, oder Ibrahim, der mit dem (schauder) Bus zur Arbeit kommt. Gott sei Dank.

Dann lächelt er leicht, denn er weiß, seine Petra wird dann in vierzig Jahren nicht zu Fuß mit dem Trolley, sondern mit dem Auto durch den tristen Nebel kreuzen, um mit klammen, arthritischen Fingern seine letzte Ruhestätte mit mickrigem Heidekraut zu bepflanzen.

Einen Sonntag später wird es wieder besinnlicher, denn die Adventszeit beginnt. Die Kerzen werden angezündet, der Fortnite-Adventskalender [Ja, das gibt es, ja, das ist bescheuert, ja, das kostet mit etwa 50 Euro ein Vermögen, ja, das ist wirklich bescheuert!] wird aufgestellt, gleich neben dem Asbach-Uralt-Weinbranntbohnen-Adventskalender, den man von Onkel Bruno geschenkt bekommen hat und der zum dritten Advent fürs Schrottwichteln ans Altersheim abgegeben wird. (Der Kalender natürlich, nicht Onkel Bruno… obwohl…) Die Weihnachtsdeko vom letzten Jahr wird herausgeholt und als nicht mehr zeitgemäß entsorgt und gegen entsetzlich kitschigen Müll ausgetauscht, der die modische Verfallsrate von genau vier Wochen (kurz vor Heiligabend muss nachgerüstet werden), chemisch aber von etwa 12.000 Jahren hat. Bald ist Weihnachten, das Fest der Liebe, der vermeintliche Jahrestag der Geburt des Sohns Gottes, also quasi Gottes selbst. Ist kompliziert…

„Gott“, genauer gesagt, der Gott der Monotheisten (Christen, Juden, Moslems, denn die letzteren haben sich da auch so ihre Ersatzparties hingelegt oder mache den Spaß mit den Bäumen einfach mit), dieser Gott ist in den letzten Wochen des Jahres also überall. Er verschwindet für eine Weile, wenn nach Weihnachten alle Geschenke umgetauscht sind und das Weihnachtsgeld in Böller umgesetzt wurde. Er kehrt aber spätestens zur Osterzeit zurück, in mehrfacher Hinsicht.

Jesus-Tempel

Spricht man über das Thema Religion und äußert sogar Kritik, muss man vorsichtig sein, denn diejenigen Menschen, die an einen (oder mehreren) dieser Götter glauben, sind nicht selten sehr empfindlich. (Ich grenze das hier einfach mal auf Menschen ein, denn die meisten Tiere, einige Kreaturen aus Absurdistan [Flöbbl] und natürlich Ameisen ausgenommen, glauben an keinen Gott.) Philosophieprofessor Daniel C. Dennett sagte dazu mal:

The religions have contrived to make it impossible to disagree with them critically without being rude. […] You know, they sort of play the hurt-feelings card at every opportunity […]
(Die Religionen haben es hinbekommen, dass es unmöglich ist, ihnen kritisch zu widersprechen, ohne unhöflich zu scheinen. […] Weißt du, sie spielen irgendwie bei jeder Gelegenheit diesen Verletzte-Gefühle-Trumpf aus […])

Warum das so ist, können wir vielleicht später betrachten, aber als Tintenfisch ist mir das ehrlich gesagt ziemlich wurscht. Verletzen wir also mal ein paar Gefühle…

Gott. Wer oder was ist das? Gott ist der ultimative hausaufgabenfressende Hund. Gott ist die totale, sexuell frustrierende Migräne. Gott ist das allmächtige „mein Kind ist krank“, „der-Bus-kam-zu-spät“, „meine Oma ist gestorben“, „meine Katze hat mir in die Schultasche gekotzt“, „mein Goldfisch ist im Papiereinzug meines Druckers verreckt“. Gott ist die größte Faule Ausrede Religiöser Zeitgenossen (kurz: F. A. R. Z.)

Eigentlich heißt es ja, Wissen sei Macht. Was aber tut man, wenn man Macht will, aber nix weiß? Dann tut man so, als wisse man alles und reimt sich einfach irgendeinen Kram zusammen. Und in vor-antiken Zeiten war das bei euch Menschen eine Menge, das man sich da zusammenreimen bis sogar zusammenlügen musste. Zur Illustration ein Dialog zwischen Onkh (Vize-Chef-Mammuterschnüffler und Augenbrauenwulstträger 2. Klasse) und Vhugg (Weiser Mann, Milchpriester und Typ, der heimlich Onkhs Alte Grompf flachlegt, wenn dieser auf Mammuterschnüfflung unterwegs ist):

Onkh: Was ist das für eine große helle Murmel da oben?
Vhugg: Die Sonne, das ist ein Gott.
Ach so. Und warum regnet es?
Äh… Regengott.
Warum erbricht sich der Berg da hinten?
Ist doch klar: Feuergott?
Hat der auch einen Namen?
Öhm, klar… ähm… äh… „Fhoarg`tt“!
Bitte? Klingt fast genau so wie „Feuergott“.
Ähm, klar, daher kommt das Wort „Feuergott“ ja auch.
Ach so. Und ich dachte immer…
Mach dich nicht lächerlich!
Okay. Nächste Frage: Warum musste Urg sterben?
Gott. Totengott, um genau zu sein. Oder, äh, Lepra-Gott.
Lepra-Gott? Ernsthaft?
Klar.
Willst du mich verarschen?
Wer hat die heilige Robe des Milchpriesters an?
Du, Vhugg.
Also: Lepra-Gott!
Na gut, oh großer Milchpriester! Und woher kommen die Fische?
Flussgott.
Hätte ich mir denken können.
Hast du aber nicht! Darum: [Deutet auf sich selbst] Milchpriester!
Okay, was ganz anderes. Pass auf: Warum finde ich Grompf so geil?
Grompf ist eine geile Sexgöttin!
War… Moment! Was…? Wie…? Woher…?
Äh… Ich bin Milchpriester! Ich weiß alles.

Natürlich hatte das auch seine Funktion. Eine der bekanntesten Aussagen des amerikanischen Horrorschriftstellers und Tentakelpopularisierers H. P. Lovecraft war, dass Angst das stärkste aller Gefühle sei, insbesondere die Angst vor dem Unbekannten. Seien wir ehrlich. Für Onkh, Vhugg und den ganzen Rest unserer Augenbrauenwulst-Bande war der nächste Wald, der nächste Tag, der nächste Furz schon eine furchterregende Reise ins Ungewisse. Spätestens mit der Erfindung der Kleidung mussten die frühen Menschen dringend etwas gegen die Angst tun, sonst wären eben diese Hosen ständig voll gewesen. Wer die Antworten hatte, hatte Macht über die Angst anderer und schnell stieg der Milchpriester zum obersten Wumba-Gumba des Stammes auf.

Je mehr die Menschen über ihre Welt erfuhren, um so tiefer gingen die Fragen: Woher kommt das Universum? Warum bin ich? Was ist das Sein? Anstatt für jeden Scheiß ein kleines Göttlein aus dem Hut zu zaubern, wie es Jahrtausende üblich war, kam man irgendwann mit dem Monotheismus um die Ecke – ein allmächtiger, wohlmeinender, aber extrem empfindlicher Gott, der einfach alles abdeckt: Regen, Vulkane, Krankheit, Fische und natürlich die Migräne des Weibchens. Gott, die all-inclusive Ausrede für den modernen Milchpriester, die die ganzen anderen Religionen in großen Teilen der Welt einfach mal grob wegschrubbte.

Und nun sitzt ihr Menschen hier im 21. Jahrhundert nach der angeblichen Geburt des Sohnes dieses großen, allmächtigen Bartträgers. Zum Weihnachtsfest wird der Nachbar sein Haus in eine Lightshow verwandeln, die Pink Floyd vor Neid hätte erblassen lassen und den CO2-Abdruck einer Panzeroffensive hat, die UNO muss sich derweil mit der Frage auseinandersetzen, ob „Last Christmas“ nicht genau so geächtet gehört wie Landminen. Zu Ostern dagegen wird erst nicht getanzt, dann werden Karnickelhoden gegessen oder so. Da war irgendwas mit Hasen. Und Eiern. Osterbräuche fand ich schon immer komisch, vor allem, weil man eigentlich ja feiert, dass eben jener Gott seinen eigenen Sohn hat umbringen lassen. Aus Gründen.

Hase, wo sind deine Eier?“

Die Menschen feiern – und das nur, weil der Milchpriester des Dorfes damals einfach wissenschaftlich nicht wirklich weit war und sein mieses Ego es ihm nicht erlaubte zuzugeben, dass er von den meisten Dingen absolut keine Ahnung hatte.

Tintenfische brauchen keinen Gott. Tintenfische wissen, was sie nicht wissen und versuchen das auch gar nicht zu vertuschen. Evolutionsbiologe Richard Dawkins nennt das „Bescheidenheit“, wenn in der Wissenschaft (im Vergleich zur Religion) offen mit (hoffentlich vorübergehendem) Unwissen umgegangen wird, statt die große göttliche Variable F.A.R.Z. an allen weißen Flecken einzusetzen. Tintenfische nennen das normal. Es gibt Dinge, die wissen wir einfach (noch) nicht, aber wir arbeiten daran. Bis auf einige geistig schwammige Exemplare (Hallo, Flöbbl!) kommen wir ohne irgendeinen Gott aus. Für viele Christen und andere Gläubige ist das unverständlich, denn sie sehen überall „Beweise“ für seine Existenz.

Das Problem bei diesen Dingern, diesen Gottesbeweisen ist, dass sie nur in einem gewissen Kontext funktionieren und vielfach bereits die Ansicht erfordern, dass so etwas wie ein Gott überhaupt möglich ist, um wirklich Sinn zu machen. Ansonsten sind sie meistens nichts anderes als philosophische Wortklauberei und religiöses Hypothesenschmieden, logische Gedankenspiele und irritierende Indizien, mehr nicht. (Eine Serie dazu ist in Arbeit…) Der Wert des ganzen ist vergleichbar mit einer Gedankenreise, von der Grundschüler wissen, das sie sich auf eine solche begeben müssen, wenn Frau Arschbold-Grützbeutel mit dem ollen CD-Player in den Raum kommt. Keiner hat bislang sagen können „Klar gibt es Gott! Guck, da isser,“ und tatsächlich: Da isser und nickt und grinst. Keiner.

Und ebenso wenig konnte jemand bei all diesen „Beweisen“ oder abgeschwächt „Argumenten“ für „Gott“ schlüssig begründen, um welchen es denn nun geht. Die meisten sind pure Sophisterei, die belegen sollen, dass es da doch bestimmt irgendwie irgendwas geben müsste. Gerade die ganzen Monotheisten meinen immer gleich, es beweise genau ihren Gott und keinen anderen – bzw. sie sehen gar nicht, dass es theoretisch noch andere geben könnte:

  • Warum beweist das Ganze nicht vielmehr, dass sich einst Eurynome aus dem Chaos erhob, um die Welt zu erschaffen?
  • Was ist mit dem Großen Grünen Arkelanfall, der das Universum einst ausgeniest hat, wie Douglas Adams dies einst in der heiligen Schrift H2G2 beschrieben hat?
  • Es kann auch Xt’tl“kTL’x gewesen sein, Gott der Ameisen vom Haufen an der B 78 (dritter Haufen nach dem östlichen Ortsausgang von Neu-Grottulm) gewesen sein. Für die Ameisen sind sie selbst nämlich die Krönung der Schöpfung und wir Menschen nur eine fiese Naturkatastrophe, die als Prüfung standhaften Glaubens dient.
  • Es kann tatsächlich ja sein, dass es einen Schöpfergott oder ein ganzen Pantheon mit einem ziemlich kruden Humor gibt, das sich das Universum nur als eine Form des Unterhaltungsfernsehens, einer Reality Soap, ausgedacht hat. Fans der Aktion sind gerade ziemlich sauer, weil diese neue Truppe an Charakteren aus der „Earth-Spin-Off“-Serie, diese Menschen, die ganze Show dominieren und sie hoffen, dass langjährige Publikumslieblinge wie der T-Rex überraschend von den Toten auferstehen. Jurassic Park war also für sie ein interessanter metaphilosophischer Subplot.

Klar, auch die Wissenschaft ergeht sich gerne in Hypothesen und Theorien, die nicht selten aus kaum mehr als mathematischer Rechnerei entstehen. Von dem so genannten Higgs-Boson, einem kleinen Elementarteilchen, wurde etwa 50 Jahre lang nur als Vermutung gesprochen, bis man es endlich mal vor acht Jahren hat nachweisen, also tatsächlich beobachten können. Gravitationswellen waren über 100 Jahre lang nur das Ergebnis von Formeln und Gedankenspielen. Vor wenigen Jahren konnten sie tatsächlich beobachtet und damit nachgewiesen werden. Bei ihnen konnte man quasi mit dem Finger zeigen und sagen „Guck, da isses!“

An einem Gott dagegen wird seit tausenden von Jahren herumhypothetisiert. Nix. Es ist beinahe so, als wolle er gar nicht, dass man an ihn glaubt.

Dabei ist „Glaube“ alles, was bleibt. Und sogar mit dem habe ich meine Probleme. Denn euer komischer Gott – oder zumindest das, was ihr dafür haltet – ist ein ziemliches, ich sage es mal deutlich: Arschloch.

Er ist gütig? Klar, deswegen müssen sich Theologen auch immer so schrecklich winden, wenn sie versuchen, die furchtbaren Dinge der Welt zu erklären. Sie finden sogar einen Begriff dafür: „Theodizee“. Alles von Naturkatastrophen bis hin zum Krebstot kleiner Kinder, die Theologen winden sich mit immer kruderen Behauptungen heraus, die sogar ein Rudel Aale bewundernd innehalten ließe.

Er ist allmächtig? Gleiches Problem: Warum zum Geier ist die Welt dann in so einem verdammten Schlamassel? Warum ist die dominierende Spezies, der Mensch, so ein Vollidiot, der fröhlich dabei ist, die Ergebnisse seiner göttlichen Wochenarbeit zu ruinieren? Es erfordert schon ein gehöriges Maß an Ignoranz, um das anzunehmen.

Er ist allwissend? Warum sollen die Menschen dann in irgendwelche Kirchen rennen, auf den Boden fallen und ihm huldigen, nur, um ihm ihren Glauben zu demonstrieren? Das sollte er doch auch so wissen. Und warum überhaupt will er, dass man an ihn glaubt? Gute Dinge tun kann man auch so. Nicht töten, nicht stehlen (da halten sich alle gottesfürchtigen Menschen auch so sehr dran), nicht lügen, all das Zeug, das in eurem Minimalgesetzestext „Zehn Gebote“ steht. Was nicht da drin steht, wäre so etwas wie „Du sollst niemanden krankenhausreif prügeln, verstümmeln oder verkrüppeln!“ oder „Du sollst niemanden vergewaltigen!“ Dafür war leider kein Platz mehr, denn 30% dieser kleinen Sätzchen mussten leider dafür draufgehen, dass man ihm bitteschön nicht komisch kommen soll und er der einzige, der geylste, beste und coolste ist und dass man sich einen ganzen verdammten Tag in der Woche dafür reservieren soll, ihn geyl zu finden. Was für ein narzisstisches, eingebildetes Würstchen ist das eigentlich?

Huldigungs-Stätte

Okay, okay. Soll ja jeder glücklich werden mit dem lustigen Weltbild, das ihm Halt und Hilfe und Trost bringt. Du bist einsam und braucht gerade einen imaginären Freund? Kein Problem. Alt und verknöchert kann Religion einen stabilen Rahmen bieten, gerade, wenn die eigene Existenz wegen unterschiedlicher Schicksalsschläge aus den Fugen geraten zu sein scheint. Aber muss es so ein selbstverliebtes und rachsüchtiges Arschloch sein, das versucht ist, den ganzen Planeten zu verwüsten, nur weil du mal ausnahmsweise mit deiner Zimmerpflanze geredet hast? Muss es einer sein, der euch regelmäßig auf die Knie zwingt und verlangt, dass ihr um Vergebung bittet, weil ein fiktives, prähistorisches Pärchen das falsche Obst gegessen hat?

Ja, ja, Hilfe und Trost. Für einige stimmt das ja in diesem Maße. Für andere allerdings reicht das nicht aus. Durch ihren Gott und die in seinem Fantasy-Bestseller „Bibel“ beschriebenen Stories wird der Mensch zur Krone der Schöpfung, zu Gottes besonderen Liebling und damit zum Mittelpunkt des Universums. Was also gibt es Besseres, als einer scheinbar eingefahrenen und sinnlosen Existenz zu entkommen, indem man sich durch seine Religion zum Dreh- und Angelpunkt aller Dinge macht? Da ist es kein Wunder, dass man gnatzig wird, wenn man diese Religion kritisiert. Die gibt nämlich dem Ego genau den Boost, den man aus eigenem Antrieb nicht hinbekommt. Ein Angriff auf den Glauben ist ein Angriff auf das komplette Selbst. Ein Verlust des Glaubens würde auch einen Verlust all der tollen, einfachen Erklärungen für die komplexen Dinge im Leben bedeuten. Das Universum ist gigantisch und ich nur ein Klümpchen Rotz darin? Da glaube ich (also nicht ich, Squishy, sondern ein hypothetisches Ich für den ich gerade den Erzähler mime… das ist doch nicht so schwer, oder?) doch lieber, dass es beinahe nur für mich gemacht wurde. Kleine Kinder sterben bereits in frühen Jahren qualvoll? Na, was ich nicht auf Impfungen und Big Pharma schieben kann, ist halt Teil von Gottes großem Plan. Verstehe ich nicht, aber egal, Gott hat sich dabei was gedacht. Alles gut. Alternativ könnte man auch einsehen, dass das Universum und das Leben im Speziellen eine grausame Bitch ist, die einem nix schenkt außer einem gehirnverschonten Esoterik-Cousin. Leider stürzt das Menschen grundsätzlich in ein existenzialistisches Mimimi.

Vielfach wird gesagt, es brauche einen Glauben und einen Gott (oder gar mehrere), um moralisch handeln zu können. Ist das so? Seid ihr ernsthaft unfähig, euch ohne den Himmelspapi zu benehmen? Müssen Mitgefühl und Mitleid, muss die Fähigkeit, sich nicht wie ein dummes Dreckstück zu benehmen unbedingt von außen aufgedrückt werden? Könnt ihr das nicht von selbst? Könnt ihr nicht einfach akzeptieren, dass ein Maß an vernünftigem Miteinander einfach euer instinktives Verhalten als Rudeltier ist? Tatsächlich: Götter und Glaube hin oder her – zahllose Tiere verhalten sich oft sozialer als viele Menschen.

Für andere ist der Glaube das eine Instrument, das ihnen wie einst schon dem Gefolge unseres Milchpriesters die Angst vor beispielsweise dem Tod nimmt. Sie glauben dann einerseits an einen ominösen Himmel, der ihnen nach dem Tod offensteht, gleichzeitig aber oft auch an eine Hölle, so eine Art posthumer Über-Gulag. Es reicht übrigens schon, einfach nicht an Gott zu glauben oder ihm zu huldigen, um dorthin verbannt zu werden und die sprichwörtlichen Höllenqualen für alle Ewigkeit zu erleben.

Tut mir leid. Das ist arschiges Verhalten. Warum sollte ein überweltliches Wesen, das allwissend, allmächtig und auch noch gut und lieb genannt wird, Sinn machen, wenn es sich gleichzeitig als arrogant, egozentrisch, narzisstisch und nachtragend erweist? Ja, lest nur mal, was da alles in der Bibel steht, was passiert, wenn man dem Typen nicht nach der Schnauze redet. Und dann verlangt er auch noch von den Menschen, dass man an ihn glaubt, während er sich gleichzeitig alle Mühe gibt, seine Existenz zu verschleiern. Das hat schon etwas von einem Psychopathen an sich. Glaubt gerne, was ihr wollt, aber fragt euch einfach mal, ob jemand, der sich so sehr daneben benimmt, es verdient hat, angebetet zu werden oder ob ihr das nur tut, weil ihr Angst vor ihm habt.

Da ist ein Typ oder Wesen oder zumindest ein Etwas, das sich dem einen oder anderen Serien-, Massen- und sogar Völkermord schuldig gemacht hat. Milliarden andere Anklagen wegen unterlassener Hilfeleistung stehen ebenfalls gegen ihn, wenn man ihn denn als allwissend und allmächtig betrachten will. Ein Wesen, dass sich alle Mühe gibt, im verborgenen zu bleiben, es den Menschen sogar extra schwer macht, an ihn zu glauben und trotzdem verlangt, dass sie Sonntags vor ihm auf die Knie fallen und und Gnade winseln sollen.

Da glaube ich lieber an Cthulhu, der gibt jedenfalls offen zu, dass er alle vernichten oder zumindest versklaven will und tut nicht ganz gütig und lieb. Oder Xt’tl“kTL’x, der lässt mich mit seinem Kack jedenfalls in Ruhe…

FHTAGN!

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