SqUisHy hAt keINe AhnunG voN MatheMatiK!

HaLLo, icH bIn eS, SquiShy, DeR aHnunGslOse TinTenfiSch. Und ich fühle mich gerade wirklich total ungebildet, denn im Vergleich zur gesamten Menschheit in Deutschland habe ich keine Ahnung von Mathe, vor allem bin ich weder Matheabiturient, noch Mathelehrer. Und damit bin ich absolut in der Mindeheit.

Der Hintergrund meiner neuerlichen Mindewertigkeitskomplexe (trotz Tintenfischdaseins): Nachdem sich Schülerschaften in mehreren Bundesländern über ein zu schweres Matheabitur beschwert haben und eine Onlinepetition deswegen starteten, ist jeder zum Matheexperten geworden. Mit dem Abitur ist das aber so, dass, nachdem es letzte Woche abgelegt wurde, niemand es gesehen hat, der es nicht entweder als Schüler geschrieben hat oder als Lehrer hat schreiben lassen. Also haben alle anderen (ganz logisch) keine Ahnung. Ich zum Beispiel. Ich habe es nicht gesehen. Also erlaube ich mir kein Urteil. Liest man aber die Kommentarspalten im Netz, bin ich in der Minderheit. Alle anderen wissen nämlich schon, woran das lag.

Warum mich das überhaupt interessiert? Es geht hier schließlich nur um Unstimmigkeiten im Bildungskonstrukt einiger subnationaler Gebilde, Bundesländer genannt. Nun, leider ist es symptomatisch für den Zustand des Internet und damit der Gesellschaft weltweit im Ganzen. Hier also ein paar Beispiele an Kommentaren unter einem Beitrag unter tagesschau.de (Quelle unten drunter, meine Anmerkungen sind kursiv):

..zu schwer?…vielleicht sind die Schüler auch zu doof… (Die meisten können jedenfalls Zeichensetzung und Groß- und Kleinschreibung besser als du!)

Deutlich erkennbar:insbesondere Schüler aus Bundesländern mit sozialdemokratischer, grüner, oder sozialistischer Regierung beschweren sich am lautesten. (Äh, nee… aus einem anderen Artikel: „In Bayern, Niedersachsen, Bremen, Hamburg und dem Saarland sowie in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt beschwerten sie sich mit Online-Petitionen […].“ Von neun Ländern regiert die CDU/CSU in dreien mehrheitlich, in drei weiteren ist sie in der Regierungskoalition. Kurz: Keine Ahnung, erstmal auf den politischen Gegner schieben. Hat mit dem nix zu tun, aber egal!)

Beim Abitur versuchen sich die Lehrer in den Verklausulierungen der eigentlichen Aufgaben zu übertreffen. (Hier geht es um das Zentralabitur. Da werden die Aufgaben eben nicht von jedem Lehrer selbst erstellt… Duh!)

Deswegen wurden die Anforderungen immer weiter gesenkt, um künstlich die Zahl der Abiturienten zu erhöhen. In einer Schule im Rhein-Main-Gebiet z.B. beschloss die Gesamtkonferenz Diktate im Fach Französisch durch Aufsätze zu ersetzen, weil der Notenschnitt auch bei Wiederholungen zu schlecht war. (Aufsätze sind ja auch viel leichter als ein Diktat, nicht wahr? Ich bin nur ein „einfacher“ Tintenfisch, aber Sinn macht das nicht!)

Diese Generation von Schülern ist sehr schnell dabei eine online-Petition einzureichen, statt sich richtig anzustrengen wie die Generationen vor ihnen. (Da es in der oh so viel schlaueren Generation davor gar keine Online-Petitionen gab, konnte man die auch nicht einreichen, Schlauberger!)

Liebe Schüler, in der Welt wird man oft vor Aufgaben gestellt, die man nicht erwartet hat. Ihr wollt doch die Elite des Jahrgangs sein und euch von den anderen durch Wissen und Können unterscheiden! Jetzt jammern zeigt für mich keine Reife. (Genau, wer Reife besitzt muss auch Dinge spontan können, die er nicht kann. Darum geht der Bandarbeiter morgen mal Stricken und der Anwalt darf den Wasserhahn anschließen. Unerwartet? Vielleicht. Hauptsache reif… für die Klapse! Und was heißt hier Jammern? Sollte das wirklich zu schwer gewesen sein [kann „tagesschlau2012“ sicher genau beantworten] ist das so, als würde man ihm mal eben das Gehalt halbieren. Ungerecht? Ja. Unerwartet? Sicher. Jammern? Verboten!)

Wenn aber Frau Simone Fleischmann Vorsitzense des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes der Deutschen Presse-Agentur sagt, in einem Teil der Prüfung habe es sehr viel – auch unnötigen – Text gegeben und viele Schüler seien deshalb nicht rechtzeitig fertig geworden, so bedeuted das doch nur, dass die Schüler nicht ausreichend Lesen und Texte erfassen können. (Oder die Klausur war der Zeitvorgabe nicht angemessen! Wenn du einen Blauwal nicht hochstemmen kannst, liegt das auch nur daran, dass du nicht genug in der Muckibude trainiert hast, du Lusche! [„Vorsitzense“ und „bedeuted“ sind keine Fehler von mir. Die kommen auch vor, aber die hier nicht!])

die Schüler…sind heute halt in großer Zahl zu doof und werden einfach so mit durchgeschleift…das muß aufhören.. (Genau, alle doof, nur ich nicht! Ich bin schlau, und nenne mich „Superdemokrat“.)

(Alle Beiträge aus: TAGESSCHAU … komisch übrigens, der Artikel heißt „Lehrer bezweifeln zu schweres Abi“, es werden aber nur zwei zitiert und deren Aussage lautet eher „Abwarten!“)

Und? Was juckt mich das jetzt? Ganz einfach: Alle reden mit und geben vor die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen, sondern mit dem Schaufelbagger rektal eingeführt bekommen zu haben. Die Schüler sind faul, dumm, verblödet und früher war sowieso alles besser. An anderer Stelle sind es natürlich die dämlichen Lehrer, die an allem Schuld sind: „Verdammte Brut! Als Schüler war ich schon ein Idiot! Jetzt bin ich groß und habe Internetzugang! Die Rache ist mein!“ Komisch, ich habe noch keinen gesehen, der den Flüchtlingen die Schuld gegeben hat!

Es gibt einige tatsächlich differenziert denkende Menschen, die einfach mal sagen: Bevor niemand diese Aufgaben öffentlich gemacht hat, können wir das nicht beurteilen. Genau das stimmt. Wir wissen nicht, ob die Aufgaben nun tatsächlich zu schwer waren oder sich die Kids einfach nur mimosig anstellen oder ob sie haben es aus anderen Gründen nicht geschfft: Es mögen die Lehrer sein, es können unpräzise Lehrpläne sein, es kann natürlich auch ein akuter Angriff durch Chemtrails gewesen sein, der die Gehirne der Abiturienten lahmlegte, um diesen Streit vom Zaun zu brechen und unsere Gesellschaft zu destabilisieren.

Wir wissen es nicht. Und was sollten wir tun, wenn wir keine Ahnung haben? Na? Die Antwort ist einfacher als 1×1…

Trotzdem wird erst einmal undiffenziert losgekräht und die Schuld auf diejenigen geschoben, denen man am liebsten etwas anhängen möchte. Und besonders die Gegner der Fridays for Future sind besonders laut: „[…] haben Freitags für ‚unsere Zukunft‘ demonstriert statt zu lernen“, „Schülerdemos während der Unterrichtszeit“, „Eventuell könnten solche Szenarien in Zukunft zunehmen, wenn weiterhin während des Unterrichts demonstriert, statt gelernt wird?! Folge davon: Das Niveau sinkt…“, „sie könnten ja donnerstags für ein leichteres Abi demonstrieren, um die Freitagsdemos auszugleichen :-)“, „Wenn man meint Freitags die Schule schwänzen zu können, sollte man auch die Konsequenzen daraus akzeptieren und NICHT Jammern, wenn man die Prüfung wegen fehlenden Wissens und Kenntnisse nicht schaft“, „Nach Friday For Future kommt jetzt Monday For Mathe“, „Lasst mich raten – Mathe-Kurs war freitags?“ (Quelle: s. o.)

Schon klingt es so, als sei das Mathebashing nur der Vorwand zu einem Greta-Bashing und hinter einem Teil der Kommentare steckt weniger echte Meinung als eher eine forcierte politische Agenda. Und die kommt aus einer Ecke, die mir gar nicht gefällt und mich überlegen lässt, dauerhaft aufs Riff zurückzukehren.

Zum Abschluss – einer der Komentare wollte ganz besonders strikt vernünftig argumentieren: „Selbstdisziplin, Selbstverantwortung und Durchhaltevermögen scheinen heute wenig erstrebenswerte Eigenschaften geworden zu sein.“ Ja, richtig! Diese erzieht ihr ja leider euren Blagen strategisch ab! Wenn ihr als die frühere Generation euch jetzt meint beklagen zu müssen, wer hat das denn dann in der Erziehung der Nachfolgegeneration so elegant verkackt?

Aber wollt ihr wirklich Kinder und Jugendliche mit Selbstdisziplin, Selbstverantwortung und Durchhaltevermögen? Wollt ihr Kinder, die sich nicht einfach ducken, sondern den Schnabel aufmachen, wenn ihnen was nicht passt? Zum Beispiel als Online-Petition? Wollt ihr Kinder, die in eigener Verantwortung sagen, den Schulstoff des Freitags muss ich halt nachholen, der Zustand des Planeten ist gerade ein bisschen wichtiger? Wollt ihr Kinder, die euch direkt vorwerfen, dass ihr und eure Vorgänger diese Welt, wie sie für euch bewohnbar ist, an den Rand der Vernichtung getrieben habt? Ihr, die ihr ihnen jetzt das Recht absprecht dafür auf die Straße zu gehen? Ihr, die ihr sie, wenn sie für ihre Interessen eintreten, pauschal für doof erklärt? Nein, das wollt ihr nicht! Ihr wollt die stillen, rohrstocktraumatisierten Psychopathen der Vor-68er zurück. Ihr wollt die Zeit, als Herr Vater noch das Sagen hatte, Frau Mutter den Braten angerichtet hat und der Nachwuchs einfach die nervige Fresse hielt, während er nach der Schule Fröschen die Beine ausriss.

Sorry, ihr seid diesen Fluss schon einmal hinabgefahren, und das viel zu weit. Einige haben noch immer nicht gemerkt, dass er auf einen reißenden Wasserfall zuführt. Darum brüllen sie besonders laut, wenn sie jemand warnt. Das übertönt auch gleich das Rauschen.

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