sQuisHy’s QuiCKies 8: hiEr iSt PaTriCk

– Wie man mit der Rechten diskutiert –

HaLLo, icH biN es, sQuisHy, der besinnliche Tintenfisch. Es ist das erste Adventswochenende, Zeit für Besinnlichkeit, für Ruhe und Familie. Zeit für den Bundesparteitag der AfD. Während sich außerhalb der Volkswagen Halle in Braunschwig zigtausende Demonstranten sammeln und drinnen Bernd, Alice und Co ihre Meinung sagen, gehen im Netz die Diskussionen los. Wichtige Frage: Wie gehe ich mit den Menschen einer radikalen Weltsicht um? Reden oder nicht? Ausgrenzen und ignorieren? Es geht mir ja gar nicht nur um die Rechten, die Nazis, die Faschisten. Nicht nur. Es lässt sich auf alle Personen ausweiten, die einer kruden Weltsicht anhängen. Die gibt es auch links, die gibt es mittig, oben und unten. Impfgegner, Flache Erde, Homöopathie, Waldorfpädagogik… Auf tagesschau.de kommentierte ein Nutzer namens „eine_anmerkung“:

Ich würde mir aber wünschen das Sie mit „bösen rechten“ Menschen wie meiner Wenigkeit in den Dialog treten und Argumente austauschen würden? Das fände ich besser und offener als resignieren und wegducken? Gottseidank leben wir in einer Demokratie wor wir unterschiedliche Meinungen artikulieren und austauschen können.
[Rechtschreib- und Kommafehler wurden natürlich belassen, wie es sich bei einem wörtlichen Zitat gehört.]

Ich habe vor einer Weile das Thema Flüchtlingspolitik aufgegriffen und den Artikel bei Facebook einfach mal ein wenig beworben. Die Reaktionen waren amüsant bis dämlich, weil niemand wirklich argumentativ auf den Text eingegangen ist. Andere versuchten einfache Rhetorik, so wie Patrick L., mit dem sich ein sehr amüsanter Dialog entsponn, in den ich sicher mehr Zeit investiert habe als er, der mir aber viel Spaß bereitete. So, das wird jetzt länger, aber es wurde am Ende zu einer Auflistung einiger Klischeeargumente zum Thema Flüchtlinge, die ich mir einfach mal geben musste. Außerdem zeigt er ganz wunderbar, wie solche Debatten leider oftmals funktionieren:

Patrick: Die wenigen faktenähnlichen Behauptungen im Text halten keiner #Hinterfragung stand und sind meist bereits so oft widerlegt, dass man sich in Ruhe darauf konzentrieren kann, über die zahlreichen Polemikversuche zu schmunzeln.

Hm. Okay. Direkter Vorwurf, ich würde keine Fakten liefern. Böser Tintenfisch. Tatsächlich habe ich Links zu Stellungnahmen des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages zu dem Thema geliefert. Der Rest sind persönliche Meinungen. Mehr Fakten benötigte ich also gar nicht.

Tatsächlich hat Patrick hier nichts anderes versucht, als mit leichter Umschreibung zu sagen „Dünschieß!“ und mit dem Vorwurf mit erst einmal Inhaltslosigkeit zu unterstellen. Jemand, der den Artikel (noch) nicht gelesen hatte, sollte vielleicht auch nicht denken, dass es sich lohne. Danke, dass man mich ernst genug genommen hatte… Daher auch schließlich meine Entgegnung:

Squishy: Immerhin sind Sie der erste, der eine Entgegnung in fehlerfreiem Deutsch formuliert. Inhaltlich sagen Sie aber auch nicht mehr als „Was für ein Mist“. Aber ich lausche und lerne gerne: Welche Behauptungen sind wie widerlegt? Ich bitte um Quellen, damit ich mich in Ruhe damit auseinandersetzen und diese prüfen kann.

Das wäre verschenkte Zeit meinerseits.
Wieso sollten Sie sich jetzt auf einmal mit den Fakten auseinandersetzen?
Diejenigen, die keine davon vorbringen können, sind auch gern die, die meinen, sich an der Rechtschreibung der anderen abarbeiten zu müssen.

Das eine hat natürlich mit dem anderen nix zu tun. Aber man kann ja mit einer Sache mal schnell versuchen, den Gegner komplett zu diskreditieren.

Ach Gottchen. Das ist jetzt aber mehr als lahm. Behauptungen aufstellen und dann kneifen und sich hinter billigen Phrasen zurückziehen. Ich hatte mir mehr von Ihnen erhofft. Schade eigentlich. Aber was erwartet man von jemandem, der sich hinter einem Fake-Profil versteckt?

Rhetorik kann auch ein Tintenfisch, also her mit der Provokation!

Fake-Profil?
Ich mich verstecken?
Und Sie wollten, dass ich mit Ihnen Fakten diskutiere?
q.e.d.
Lassen Sie’s mal gut sein.

Was gibt es eigentlich zu diskutieren? Er hat bislang gar keine Fakten geliefert…

Sehen Sie, so ist es, wenn jemand Behauptungen aufstellt und dann meint, die nicht beweisen zu müssen. Quid pro quo. Sie geben mir endlich mal eine, eine einzige Quelle, die nur einen einzigen meiner Punkte ohne Zweifel widerlegt und ich sage, wie ich auf das Fake-Profil komme. Na?

Okay, da begebe ich mich auf dünnes Eis. Dass sein Profil ein Fake ist, wusste ich natürlich nicht. Dafür aber ist es so leer und unpersönlich wie eine Betonplatte. Keine Fotos außer einem alten Profilbild, ein generisches Titelbild, keine als solche sichtbaren Freunde und keine anderen als AfD-Verherrlichungspostings. Ich hatte befürchtet, er hätte jetzt schon für sich die Sache beendet. Aber siehe da, er lieferte… zumindest etwas:

… einverstanden, da ich es auch nicht mag, sich Diskussionen vermeintlich (!) zu entziehen.
ganz einfach: Tatsächliche Seenotrettung unterscheidet sich von dieser Schlepperei (bspw. der Frau #Rackete) dadurch, dass „Gerettete“ auf kürzestem Weg an Land gebracht werden (wir alle sollten uns den Streckenunterschied ins Bewusstsein rufen) und diese sich auch vorher nicht in der Absicht des Gerettetwerdens auf/in das Meer und damit vorsätzlich in Lebensgefahr begeben.
Dass die Anzahl der Ertrunkenen gen Null geht, wenn das illegale Anlanden konsequent unterbunden wird, zeigt das Beispiel Australien.
Bereits diese grundlegenden Tatsachen zeigen, dass es nicht um Rettung geht.
Dabei haben wir noch nicht darüber gesprochen, dass viele dieser Menschen NICHT aus Kriegsgebieten stammen.
Ob „Gratishandy“ oder nicht, Geld wollen sie. Selbst wenn nur eine Frau von ihnen vergewaltigt würde und nur ein Einheimischer von ihnen erstochen, ist das nicht zu rechtfertigen.
Ihre gesetzliche Rente wird es sein, die von den Migrationskosten von 40-80 Milliarden Euro p.a. (je nachdem, was man einbezieht oder nicht) aufgefressen wird.
Die Zahl der „Migranten“ (früher waren es „Flüchtlinge“) ist übrigens aktuell in keinster Weise rückläufig.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle Schluss machen können. Patrick stapelte eine Behauptung nach der anderen aufeinander, ohne jedoch auch nur einen einzigen Beleg zu liefern. Aber es waren diese üblichen Behauptungen, das Kroppzeug, das man in all den Kommentarspalten immer wieder zu lesen bekam.

Argument 1: „Tatsächliche Seenotrettung unterscheidet sich von dieser Schlepperei (bspw. der Frau #Rackete) dadurch, dass „Gerettete“ auf kürzestem Weg an Land gebracht werden“

Das ist sachlich nicht ganz richtig. Das SOLAS-Abkommen von 1974 zum Beispiel nennt „die Verpflichtung des Kapitäns, Personen in Seenot unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit und ihrem Status Hilfe zu leisten und die geretteten Personen an einen ’sicheren Ort‘ zu bringen.“ Es geht nicht um die kürzeste Strecke, es geht um die Definition eines „sicheren Ortes“. Wenn Kapitänin Rackete entschieden hat, dass die geretteten Menschen in Seenot waren und dass Libyen kein sicherer Ort in diesem Sinne ist, darf sie dass, denn „das SOLAS-Abkommen räumt nun dem Kapitän hinsichtlich der Beurteilung einer Seenotlage einen Ermessensspielraum ein. Das Ermessen des Schiffsführers erstreckt sich dabei nicht nur auf die Feststellung der Seenotlage, sondern auch auf die zur Rettung erforderlichen Maßnahmen.“ Zitate aus diesem Dokument: Internationale Seenotrettungsabkommen (wiss. Dienst d. Bundestages)

Argument 2: „…dass diese sich auch vorher nicht in der Absicht des Gerettetwerdens auf/in das Meer und damit vorsätzlich in Lebensgefahr begeben.“

Ob dies die Absicht der Schlepper oder der Geflüchteten selbst sein soll, kann ich aus dem Text nicht entnehmen, also sei das mal dahingestellt. Leider ist der Grund für die Seenot vollkommen irrelevant. Artikel 98 des Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ) besagt: „Jeder Staat verpflichtet den Kapitän eines seine Flagge führenden Schiffes […] jeder Person, die auf See in Lebensgefahr angetroffen wird, Hilfe zu leisten.“ Jeder Person. Jeder. Egal, warum sie da ist. Das mag dem einen oder anderen nicht schmecken, ist aber so. Quelle: Völkerrechtliche Schutzpflichten gegenüber Migranten in Seenot (wiss. Dienst d. Bundestages)

Argument 3: „Dass die Anzahl der Ertrunkenen gen Null geht, wenn das illegale Anlanden konsequent unterbunden wird, zeigt das Beispiel Australien.“

Das ist Australien. Europa ist aber Europa.

Nebenbei: Patricks Aussage ist falsch, wie zumindest der Spiegel sagt:

Allerdings sind in dieser Regierungsstatistik nur die Menschen erfasst, die per Boot die Küste erreichten. Unklar ist, wie viele Flüchtlinge es versuchen – und dabei entweder von der Marine abgefangen werden oder gar ertrinken.

Die Flüchtlinge werden zurückgedrängt, was nicht heißt, dass sie es nicht mehr versuchen und untergehen. Und was mit denen geschieht, die zurückgeschickt werden, ist auch so eine Sache:

Australia does not monitor (p120) what happens to people it returns under OSB. In Indonesia, several boats are reported to have run out of fuel or run aground after being left at the edge of Indonesian waters by Australian authorities. In Sri Lanka, passengers are generally taken into custody, where at least one returnee has claimed he was tortured. In Vietnam, several returnees have been charged and imprisoned, despite assurances from the Vietnamese Government that no returnees would face punishment for having fled. A number of returnees have fled their places of origin a second time and been found to be refugees by UNHCR.

Von australischer Regierungsseite sind diese Menschen allerdings raus und somit ein Erfolg. Aber Fakten zu hinterfragen kommt einem natürlich nur in den Sinn, wenn sie einem nicht passen. Nebenbei: Australien ist von Meer umgeben, in Europa gibt es noch andere Wege als die eine Mittelmeerroute.

Die Schließung der „Balkanroute“ hat auch nur zu Ausweichrouten geführt. wenn man nicht mehr über Libyen und Lampedusa kommt, gibt es noch immer Marocco und Spanien. Die kriminelle Energie der Schlepperbanden ist leider sehr groß. Dass das Australische Modell auch in Europa funktioniert, wo die Flüchtlingszahlen eine ganz andere Dimension haben, ist absolut nicht gesagt und kann nur vermutet werden. Abgesehen davon, und das ist der eigentliche Punkt, um den es in meiner kleinen Polemik geht: Es geht darum, ob man nun rettet oder nicht. Es geht um die Frage, ob man als Abschreckung „absaufen“ lässt oder nicht. Alternativ steht vielleicht noch die Frage im Raum, ob Libyen ein sicherer Ort ist, oder nicht, aber selbst das ist nicht die Frage meines Textes, obschon es Hinweise auf massive Menschenrechtverletzungen in libyschen Auffanglagern gibt, wie zum Beispiel diese Reportage des Britischen Senders Channel 4 zeigt: Revealed – Human rights abuses in libyan migrant camps.

Lassen wir mal dahingestellt, dass dies die Umgebung ist, in die unsere AfD-Freunde die Migranten zurückschicken wollen, dass man durchaus Zweifel daran haben mag, ob das ein „sicherer Ort“ ist, dass die Kapitänin dementsprechend innerhalb internationaler Befugnisse handelte. Vielmehr nervt, dass Patrick hier anfängt, Aussagen zu machen, die vom eigentlichen Thema ablenken: Dem moralischen Dilemma. Dies ist leider sehr typische Ablenkungstaktik. Oder es ist einfach ein geplanter Rundumschlag, um das Gegenüber mundtot zu machen. Nicht mit einem Tintenfisch, meine Freunde. Im Endeffekt bleibt hier nämlich die Frage, was „unterbinden“ im Kontext Europas und des Mittelmeers heißt. Was bleibt denn? Die Rückkehr in die libyschen Foltercamps oder das Ertrinken? Und so, wie viele über Flüchtlinge argumentieren: „Dann nimm sie doch bei dir zuhause auf! Ne, das willste nähmlich [sic] auch nich!“ bleibe ich bei meiner Idee: Dann mal dich braun an und geh in eines der libyschen Camps, wenn du nicht durch das Mittelmeer paddeln willst… Dummes Argument.

Zwischenspiel: „Bereits diese grundlegenden Tatsachen zeigen, dass es nicht um Rettung geht.“

Diese grundlegenden Tatsachen konnten soeben entweder in berechtigten Zweifel oder mithilfe von bestehendem internationalem Recht widerlegt werden. Möp!

Argument 4: „Dabei haben wir noch nicht darüber gesprochen, dass viele dieser Menschen NICHT aus Kriegsgebieten stammen.“

Das Argument soll zeigen, dass das gar keine Flüchtlinge sind! Na gut…

Von zwischen den Januar und Juni 2019 gestellten 84.866 Asylanträgen kamen 20.566 aus Syrien, 7.628 aus dem Irak, 5.247 aus Afghnistan, was schon mal viele sind, die definitiv aus KRIEGSgebieten kommen. Was machen wir aber mit politischer Verfolgung, zum Beispiel? 4.969 kommen aus der Türkei, in der Erdogan nun wirklich nicht gerade zimperlich mit politischen Gegnern umgeht (egal, wie sonnig und sicher die Strände für Urlauber sind). Was also sind der obigen Aussage zufolge „viele“? Diese Aussage ist alles andere als differenziert. (Zahlen aus: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – Aktuelle Zahlen)

Argument 5: „Ob ‚Gratishandy‘ oder nicht, Geld wollen sie.“

Auch das ist undifferenziert und einerseits eine verallgemeinernde Unterstellung. Andererseits muss man beachten, dass man, wenn man hier auch nur Sicherheit vor Krieg, Hunger oder Verfolgung sucht, in dieser unseren Marktwirtschaft ohne Geld oder Sachgüter nun einmal nicht überleben kann. Was sollen sie sonst wollen? Puderzucker?

Ihr Menschen regelt doch alles über Geld. ALLES. Jemand will hier und nicht im Sudan wohnen, wo er verfolgt wird? Was braucht er dann? Mindestens eine Wohnung und Essen. Bei uns zieht man einfach unter einer Anemone in eine Höhle und greift sich nachmittags ein paar Krabben. Bei euch geht das ja nicht, also braucht man was? Geld! Scheißegal. Dieses Rumgejaule von wegen: Die wollen alle nur unser Geld ist so dämlich, dass es in Milch schwimmt.

Argument 6: „Selbst wenn nur eine Frau von ihnen vergewaltigt würde und nur ein Einheimischer von ihnen erstochen, ist das nicht zu rechtfertigen.“

Okay. Das Ding ist der Meister der Argumente – ein Emotionsappell, das klassische „Kann nicht wenigstens auch einmal jemand an die Kinder denken?!“ Als Tintenfisch bin ich von euren Moralappellen zum Glück befreit und kann das als das betrachten, was es ist…

Und mit dem Satz habe ich mehrere Probleme. Die Trennung in „sie“ und „die Einheimischen“ widerstrebt meinem Gleichheitsgrundsatz, wie er im deutschen Grundgesetz festgelegt ist. Ist nicht mein Grundgesetz, aber solange wir hier nicht den Reichsbürger spielen und die Legitimität des GG anzweifeln, ist es zumindest euer Grundgesetz. Im Endeffekt stehen wir wieder vor dem alten Dilemma: Unter den Geflüchteten können Kriminelle sein. Die habt ihr Menschen dummerweise überall. Auch unter den Deutschen. Jeder frisch geborene Deutsche kann ein Dieb, Mörder oder Vergewaltiger sein. Lasst ihr sie deswegen im Zweifelsfall verrecken? Zur Sicherheit? Nein. Es sind ja Deutsche. Das bedeutet aber, ihr behandelt Menschen nicht gleich, ihr behandelt sie abhängig von ihrer Herkunft. Artikel 3, Absatz 3 Grundgesetz:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

Mal ganz deutlich zum Mitschreiben: Wer Deutsche gegenüber anderen Nationalitäten bevorzugt, handelt gegen Art. 3 GG. Parteien die dazu aufrufen richten sich also gegen eure Verfassung!

Der Gleichheitsgrundsatz bedeutet übrigens auch, dass alle, unabhängig davon, woher sie kommen, die sich in eurem Land strafbar machen, gleich bestraft werden müssen. Es gibt Berichte darüber, dass da manchmal mit zweierlei Maß gemessen wird. Das müsste ich mal prüfen und wenn es so wäre, wäre das falsch. Ein Vergewaltiger aus Damaskus muss genau so bestraft werden wie einer aus Castrop-Rauxel.

Muss man ihn aber deswegen präventiv ertrinken lassen?

Argument 7: „Ihre gesetzliche Rente wird es sein, die von den Migrationskosten von 40-80 Milliarden Euro p.a. (je nachdem, was man einbezieht oder nicht) aufgefressen wird.“

Ich werde keine Rente bekommen. Ich bin ein Tintenfisch. Abgesehen davon finde ich es immer etwas lahm, pauschal die Kosten der Migration auf die Rente schlagen zu wollen. Die Deutsche Rentenversicherung hat Nachhaltigkeitsrücklagen von ca. 38 Mrd. Euro und monatliche Ausgaben von ca. 22 Mrd. Euro. (Quelle: Deutsche Rentenversicherung) Das liegt allerdings in der deutschen Rentenkasse, die mit dem Bundes- die Länder- oder Regionalhaushalte, die für Flüchtlinge aufkommen, erst einmal nichts direkt zu tun hat. Es ist auch etwas polemisch von „ihrer“, also meiner Rente zu sprechen, mich so direkt ansprechen zu wollen. Das ist einfachste Rhetorik. Abgesehen davon bleibt die Frage, woher diese Zahl kommt.

Der Patrick blieb mir eine Angabe diesbezüglich schuldig.

Argument 8: „Die Zahl der „Migranten“ (früher waren es „Flüchtlinge“) ist übrigens aktuell in keinster Weise rückläufig.“

Sagt wer? Statistisches Bundesamt: Asylanträge in Deutschland 1995-2019 Ich habe echt keine Ahnung, woher Ihre „Zahlen“ kommen, aber für mich sieht es so aus, als seien sie schlichtweg falsch. Ob Sie versehentlich oder absichtlich Falschaussagen machen (nennen wir sie nun „Fake News“ oder stumpf „Lügen“) sei mal dahingestellt.

Ich habe versucht, den Ton, den Patrick angeschlagen hat, nicht noch mehr zu verschärfen. Aber, Gut-Tintenfisch, der ich bin, und offen für eine Diskussion, wie sie doch von der AfD und ihren freunden efordert wird, habe zu JEDEM seiner Punkte eine Entgegnung, zumeist mit Gesetzestexten oder Statistiken unterfüttert. Er dagegen haben mit billigen Phrasen bewiesen, dass er keine Ahnung von der geltenen Rechtslage oder den geltenden Statistiken hat. Stattdessen kommt er mit einfachster Rhetorik und Polemik daher. Daher meine Aufforderung an ihn zum Schluss:

Ich bin wirklich zutiefst enttäuscht davon, wie billig Ihre Argumentation ist, die kaum mehr als populistische Phrasen enthält. Ich freue mich auf Ihre Entgegnung. Diesmal eine richtige. MIT QUELLEN!

Und dann kam seine hoch elaborierte, wohl recherchierte Antwort…

Solange Sie oder Frau Rackete behaupten, es gäbe „keinen sicheren Hafen“ auf der afrikanischen Seite, der näher als ein europäischer zum Aufladepunkt der „Schiffbrüchigen“ wenige Kilometer vor der lybischen Küste ist, lügen Sie. „Ermessensspielraum“, ad absurdum geführt.
Auf staatliche Flüchtlingsstatistiken zu verweisen ist wie Arbeitslosenstatistiken Glauben zu schenken. Lächerlich und unrealistisch.
Sie reden, biegen und ‚beweisen‘ sich die Sachverhalte in reiner Theorie zurecht. Die Praxis steht konträr dazu, jeder Tag beweist es auf’s Neue.
Sie mögen es ja gut meinen, allerdings hat Ihr Humanismus eindeutig zu viele Schattenseiten. Die Quellen finden Sie selbst. Nicht in der TAZ und nicht bei der Tagesschau.
Alles Gute.

Mal ganz von der Absurdität abgesehen, einem Tintenfisch „Humanismus“ zu unterstellen… An dieser Stelle war ich erst geneigt, die Diskussion noch weiterzuführen, auch wenn der erste Punkt, die Sache mit den sicheren Häfen und dem Ermessensspielraum eigentlich schon längst abgedeckt und erledigt war. Man musste den Eindruck bekommen, dass er sich die Quellen und Links nicht angesehen hatte, sich die Rechtslage nicht durchgelesen hatte, denn er wiederholte sich einfach nur. Mal davon abgesehen, dass es keinen Sinn macht einen „Spielraum“ ad absurdum führen zu wollen.

Dann aber kam ja sein eigentlicher Satz, der mir zeigte, wohin das Ganze ging… Quellen, die nicht in sein Weltbild passten, wurden als „lächerlich und unrealistisch“ bezeichnet. Man muss sich dann allerdings die Frage stellen, welcher Quelle man glauben darf und warum. Damit sind wir allerdings an einem problematischen Punkt angelangt, der auch bei allen Verschwörungstheoretikern wie beispielsweise den geliebten Impfgegnern so schwierig ist. Sie verletzen die Grundlagen eines sachlichen Diskurses, darunter beispielsweise „Hitchens Rasiermesser„. Was hier am Ende stehen blieb war ein „Ja, aber trotzdem! Deine Quellen sind doof, meine sind besser, die verrate ich aber nicht!“

Also, ja, man kann das Gespräch mit den Extremisten, in diesem Fall der Rechten, den Verschwörungstheoretikern, den Fanatikern, den Radikalen suchen. Man hat leider oft das Problem, dass sie sich nicht an die Spielregeln halten. Und was tun wir, wenn jemand beim Sport mogelt, beim Fußball (in Deutschland kann man alles mit dieser Lederkugel, so luftgefüllt wie der durchschnittliche Nazi-Schädel, erklären, das versteht man) den gegnerischen Spielern in die Fresse schlägt? Man stellt sie vom Platz. Man lässt sie nicht mehr mitspielen oder beendet das Spiel einfach.

Leider musste ich feststellen, dass Ihre eingangs als „Hinterfragung“ bezeichneten Widerlegungen nicht der eigentlichen Sachlage standhalten. Ihre schlussendliche Flucht dahin, bestimmte Quellen nach Ihrem Gutdünken auszuschließen, macht leider eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich und ist tatsächlich die gleiche Rhetorik, der sich, zum Beispiel, Flacherdler bedienen. Dennoch war für mich die Zeit, die ich in meine Erwiderung investiert habe, nicht zu teuer, denn sie hat mir geholfen, selbst Quellen zu recherchieren und zu finden, die mich in meinen Überzeugungen sogar noch gefestigt haben, da sie Ihren Behauptungen standhielten. Ich hoffe, Sie haben für sich das gleiche gefunden und haben (wenngleich Sie mir diese bis zuletzt schuldig geblieben sind) für Ihr in meinen Augen irriges Weltbild überzeugende, stichhaltige Argumente und Statistiken aus zuverlässigen Quellen, die mehr sind als die leeren, populistischen Phrasen, mit denen Sie am Ende mich meinten abspeisen zu müssen. Ich hatte Spaß und wünsche Ihnen viel Glück.

Fazit: Spielt ruhig mit den Schmuddelkindern. Vielleicht spielen sie fair und ihr könnt beide daran wachsen. Aber wer mogelt, verliert. Man muss rechtzeitig die Reißleine ziehen. Nicht jeder Diskurs lohnt sich…

Ein Gedanke zu „sQuisHy’s QuiCKies 8: hiEr iSt PaTriCk“

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