hALLo, iCh bIn eS, SquiSHy, dEr vERspiELte tIntenFiscH und ich mache irgendwas falsch. Vergangenes Wochenende fand in New York die erste Fortnite Weltmeisterschaft statt. Die Betreiber bezeichneten es als „das großartigste Turnier aller Zeiten“. Kann man drüber streiten. Für einige wäre es das Finale der Fußball-WM (was Fußball ist, habe ich hier und hier versucht zu erklären – es macht nur Sinn, wenn man es mag), für andere der „Super Bowl“, eine Meisterschaft beim Football, was definitiv kein Fußball ist. In den USA bezeichnet man mit „Football“ einen Sport, bei dem eine Gruppe schwer gepanzerter Gladiatoren auf einem gestreiften Rasen über einen Zeitraum von gefühlten drei Stunden in einer komplexen Formation Aufstellung nehmen. Auf ein Signal hin stürzen sie sich aufeinander und bilden einen Haufen. Nach einem weiteren Signal gehen sie wieder auseinander und nehmen erneut Aufstellung. Irgendwas tun sie noch mit einem eiförmigen Ball, den einer herumträgt. Warum die Amerikaner es Football nennen, ist unklar. Wenn sie sich mit dem Ball bewegen, tragen sie das Ding, aber meistens stehen sie nur rum. Ganz, ganz selten werfen sie das Ding oder treten ihn sogar. Den Fußball nennen die Menschen in den USA übrigens „Soccer“. Alle anderen nennen Fußball Football. Das komische Gerangel mit dem Ei nennen sie höchstens WTF.
Egal. Fortnite. Ich habe es ja ausprobiert und befunden, dass es nix für mich ist. Das ist aber ziemlich wurscht, denn auch wenn die Einnahmen zurückgehen, ist es nach wie vor sehr populär. Der Betreiber Epic Games hatte für die WM Preise im Gesamtwert von 30 Millionen Dollar ausgelobt, um das Interesse für das Spiel aufzufrischen.
Aber wisst ihr, was oder vielmehr wer mich aufregt? Twitter-User @LYGHT20, dessen Profilbild eine junge, knackige, behelmte Dame mit grünen Haaren zeigt. Hinter dieser Dame verbirgt sich der dreizehnjährige Lion aus Gütersloh. Lion stand im Finale der Fortnite-WM. Kann er, darf er, soll er. Mich stört eigentlich nicht einmal, dass er, hätte er gewonnen, drei Millionen Dollar mit nach Hause genommen hätte.
Okay, mich beschleicht nicht selten das Gefühl des „Ach, dafür ist Geld da?“ Epic Games hat mit Bananen- und Kaktuskostümen und dem ganzen Scheiß zuletzt 2,6 Milliarden Umsatz gemacht. Es ist jedermanns Sache, wofür er oder sie Geld ausgibt. Aber selbst wenn die meisten Tintenfische Einzelgänger sind, wäre es uns ein größeres Anliegen, erst einmal, keine Ahnung, das Ostriff wieder aufzubauen, bevor wir in einer elektronischen, materiell gar nicht existenten Welt Geld ausgeben, um uns als Gemüse zu verkleiden. Es ist schon schön, wenn man die Augen so effektiv vor den Problemen der Welt verschließen kann. Und gerade in Deutschland beobachte ich das besonders. Warum gerade da? Weil ich dort irgendwo relativ mittig in einem kleinen Städtchen eine Teilzeit-WG mit einem Menschen habe. Aber ihr müsst nicht besorgt sein, liebe Bürger, ich nehme niemandem Arbeit weg, noch bin ich in euer Sozialsystem eingewandert. Ich bekomme nicht einmal ein Gratis-Handy. Und wählen darf ich schon lange nicht, obwohl ein neungehirniger Wirbelloser sicher mehr Grips hätte als so manche Gestalt, die ihre Stimme gefärbt von ahnungsloser Desinformation aus sozialen Netzwerken abgibt. Jeder darf seine Meinung äußern, jeder muss aber auch Kritik von anderen ertragen. Jeder sollte vor allem, wenn er nichts anderes von sich geben kann als hohle Phrasen, beschämt die Fresse halten und nachsitzen. Nur noch mehr als die halbgaren Facebook-Papageien an den Wahlurnen sind eigentlich die halbgaren Facebook-Papageien, die rülpsend auf ihrem Sofa am Handy hängen und mit der rechten Hand ungelenk sprachliche Katastrophen in die Kommentarspalten schmieren, während die andere Hand den Sack krault, sich so über alle Welt ereifern aber eben nicht wählen gehen, weil sie gerade nichts griffbereit haben, das sie sich über die vergilbte Feinrippunterhose ziehen können und es so oder so viel einfacher ist, sich aufzuregen, statt selbst etwas zu tun. Aber wie immer schweife ich ab.
Deutschland geht es scheinbar einfach zu gut. Jeder hat ein Handy, entweder selbst bezahlt oder an einen überteuerten Knebelvertrag gebunden, bei dem man sich verpflichtet, bei einer Überschreitung der 4 GB Datenvolumen eine seiner Nieren einem russischen Oligarchen zu überlassen. Jeder hat einen Fernseher und entweder einen eigenen Computer, ein eigenes Tablet oder eine eigene Konsole. Dazu darf es dann noch ein Zweitauto sein, höchstens ein Jahr alt und mindestens acht Tonnen schwer, aufgebaut und geländegängig wie ein Leopard II-Panzer (man geht jedenfalls davon aus – keiner, der nicht in der Land- oder Forstwirtschaft arbeitet geht mit der Karre tatsächlich mal offroad, auch wenn ich neulich mal ein paar Straßen in Sachsen-Anhalt begegnet bin, die durchaus ihren Anspruch hatten). Und dennoch wird sich grundsätzlich lauthals beschwert, wenn das Essen zur Hälfte aus den Verpackungen der Cornflakes besteht, das Mobiliar vom letzten Sperrmüll abgegriffen und notdürftig mit Klebeband repariert wurde. Wer den ganzen Tag am Bildschirm klebt, merkt davon gar nichts und selbst mit Pappschnipseln in der Müslischüssel nimmt man weit mehr Energie in sich auf als man für den glasigen Blick in Richtung des Medienberieselungsautomaten verbrauchen könnte. Fragt euch lieber mal, wie euer Leben mit nur einem Kleinwagen, einem Fernseher und vielleicht sogar nur einem Telefon aussähe. Das war vor ein paar Jahren noch die Norm. Und nun überlegt mal, was man sich alles leisten könnte, wenn nicht die monatliche Handyrechnung höher wäre als die Miete und euch nicht an der Tankstelle auffiele, dass ihr offenbar auf hundert Kilometern eine ganze ehemalige Brontosaurusfamilie durch den Auspuff jagt.
Nur so viel noch zum Thema „Ach, dafür ist Geld da?“: Eines der ärmsten Länder der Welt ist der Südsudan. Das Land hat ein Bruttoinlandsprodukt von 2,87 Milliarden Dollar. Wegen Bürgerkrieg und Hunger ist ein Drittel der Bevölkerung auf der Flucht. Wohin? Weiß niemand. In Deutschland kaufen sich 88% der Smartphoneverwender mindestens alle zwei Jahre ein neues Gerät, 61% schnappen sich sogar jedes Jahr eines dieser kleinen Bildschirmchen, die die meisten von euch aussehen lassen wie sabbernde Idioten. Umsatz: 10,4 Milliarden, beinahe das Vierfache dessen, was das ganze Land Südsudan macht. Schon einmal daran gedacht, wie viel Hunger, Tod und Elend und damit auch Vertreibung und Flucht man bekämpfen könnte, wenn man hierzulande oder in den anderen reichen Ländern mal auf das neuste iPhone XYZ oder das Samsung Galaxy Drölf verzichtet und das Geld einfach mal sinnvoll anlegt? Nur so ein dummer Gedanke von einem einfachen Tintenfisch…
Ich will nicht behaupten, es gäbe in Deutschland keine Armut. Absolut nicht. Aber insgesamt sind es nicht die wirklich Armen, die sich beschweren, die herumjammern, sondern die vielbesungene „untere Mittelschicht“ oder so etwas. Die Armen sagen nichts. Die, denen es wirklich schlecht geht, haben offenbar nix zu sagen. Es sind die Luxus-Armen, die im Angesicht des Untergangs des westlichen Wohlstandes herumheulen wie eine Horde Brüllaffen. Vergangenes Jahr hatten sie immerhin beinahe eine Milliarde Euro übrig, um ihrem Avatar im Online-Spiel größere Möpse zu gönnen.
Und damit wären wir wieder bei Lion a. k. a. LYGHT20. Der kleine Junge aus Gütersloh mit dem knackigen Twitter-Profilbildchen hat ja leider nicht gewonnen, aber mit der Qualifikation immerhin schon 50.000 Dollar eingesackt. Dazu hat er bereits eine Anstellung bei der Berliner GamerLegion im Portfolio, von denen er sogar eine Art Gehalt bezieht. Gut für den Kleinen, denn er will ja so oder so nie „normal arbeiten gehen“. Einen acht Stunden Job findet er nämlich „nicht so gut“. Ist doch toll, dass es euch in diesem Land so gut geht, dass ihr kleine, verwöhnte Naivlinge dafür durchfüttern könnt, dass sie irgendwo in einer elektronischen Nichtexistenz ihr schmächtiges Ego durch das wiederholte Abmetzeln von @n00b69 so weit aufblasen können, wie sie es in der wirklichen Welt durch ihre Fürze mit dem Polster ihres Gaming-Sessels machen.
Ein Gedanke zu „sQuisHys QuiCkieS 4: fOrtniTe reVisiTed“
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