hILfe, iCH wuRde geiMPfT! (Teil 4 – Fit mit Beulenpest)

– Von Nilpferden und angolesischer Literatur –

hAllO, iCh biN eS, sQuisHy, dEr veRSeucHte tiNTenfIscH, und dies ist der dritte Teil der Reihe zum Thema Impfungen. Damit ihr wisst, worum es eigentlich geht und warum sich ein Tintenfisch mit dem Thema befasst, lest bitte die Einleitung… hier geht es um Flöbbls dritte Hypothese zu Impfungen:

Impfen verhindert, dass sich das Immunsystem ausbildet.
featuring: Ein Exkurs über Nebenwirkungen
Eine Infektion verursacht eine Immunantwort. Eine Impfung auch. Ist wieder die Sache mit dem Gruselclown. Dem Bluthund ist es egal, woran er riecht, allerdings hat die Schminkdose keine Rasierklinge dabei, die dem Hund gefährlich werden könnte. Der Scheißclown schon. Ich rede von diesen aufklappbaren Rasiermessern, die selbst in der Hand eines professionellen Barbiers (sogar jenseits der Fleet Street) unheimlich sind – nicht nur für mich, weil ich als Oktopus keine Haare habe und jeder, der in meiner Gegenwart so ein Teil rausholt sicherlich an etwas anderes denkt als eine Rasur. Tut das ein verdammter Clown… Also, der Hund riecht am Clown oder nur an der Schminkdose. Im schlimmsten Fall wird dem Hund von dem Geruch der Schminke übel und er muss sich übergeben. Das wären dann die möglichen Nebenwirkungen.

EXKURS: Lest euch mal bitte die Beipackzettel für Aspirin durch (das ist das Kroppzeug, das ihr euch bei jedem kleinsten Anflug von Kopfschmerzen in die Rübe prügelt) und vergleicht es mit dem von (zum Beispiel) Infanrix hexa. Tut es mal, vergleicht das. Die Nebenwirkungen beim Impfstoff sind allgemeine Reaktionen, die sich bei einer Infektion so oder so zeigen (obwohl angeblich das Immunsystem ja gar nicht richtig reagiert…) oder allergische Reaktionen. Die müssen so oder so erwähnt werden, denn man kann auf alles allergisch sein. Alles. Also haben wir da Fieber, Rötungen und Juckreiz an der Einstichstelle und so ein Zeug. Alles Sachen, die auch darauf hindeuten können, dass eine Immunantwort stattfindet. Unruhe, Schreien oder Reizbarkeit würde ich für ganz normal halten, wenn man einen frischgeschlüpften, also mit der Umwelt noch inkompatiblen Menschenorganismus (Warum schmeißt ihr eure Blagen doch gleich so unterentwickelt raus? Ach ja, Evolution…) einmal fröhlich mit einer Nadel traktiert hat. Die beunruhigenderen Berichte kommen erst von so genannten „Spontanberichten“, also einzeln auftretenden Ereignissen, die zeitlich in ihrer Nähe stattfanden, aber nicht unbedingt mit der Impfung in Verbindung stehen müssen. Ausschließen kann man eine Zusammenhang nicht. Wenn also einmal einer einen Tag nach der Impfung plötzlich gigantisch und ohne erkennbaren Grund kotzen musste, kommt das mit in den Beipackzettel. Natürlich kann es sein, dass er sich einfach abends tierisch einen angesoffen hat und das nicht zugeben wollte. (Bei Kleinkindern kann es natürlich auch einfach die zweite Tüte Gummibärchen gewesen sein, die man zur Ruhigstellung verfüttert hat.) Es kann auch eine individuelle Reaktion auf das Mittel sein. Wissen wir nicht. Hauptsache drin, sicher ist sicher. Die schlimmste Nebenwirkung wurde hier wohl bei frühgeborenen Minimenschen beobachtet: Atemstillstand. Das ist dramatisch, das Risiko ist bei Menschenwesen, die zu früh der Gefangenschaft des mütterlichen Brutapparats entkommen sind, allerdings allgemein erhöht.

Bei Aspirin haben wir eine ganz andere Lage. Wenn ich da im Beipackzettel das Wort „Hirnblutung“ als mögliche Nebenwirkung lese, zusammen mit dem Magen und anderen Organen, die mal eben auszulaufen beginnen, Asthmaanfälle oder Leberfunktionsstörungen, dann gewinnt Aspirin den Killer-Contest. Auf die Clownschminke kann ich also allergisch reagieren, schmiere ich mich regelmäßig mit Rostschutzfarbe ein, werde ich allergisch reagieren und möglicherweise nach einer Weile eine lustige Gruppe Tumore sprießen lassen. (Nein, darum sollte man Rostschutzfarbe jetzt auch nicht gleich verbieten, man sollte sie sich nur nicht täglich in die Fresse klatschen, so wie man sich auch keine Packung Aspirin als Frühstück geben sollte. Niemals. Echt nicht. Ganz dumme Idee. Beides. Insbesondere das Aspirin.) Clownschminke ist also ein kleines, kalkulierbares Risiko. Der ganze Clown dagegen (das wäre ein echter, Vollblut-Krankheitserreger) könnte in einem Moment der Unachtsamkeit das ganze Polizeiteam abmetzeln, Hund inklusive.

Das schafft nicht einmal Aspirin. EXKURS ENDE!

Wir haben inzwischen gelernt, dass die chemischen Zusätze in Impfstoffen dem Körper nicht einmal ein müdes Lächeln entlocken. Er merkt sie wahrscheinlich gar nicht. Es muss also die geballte Ladung an Erregern bzw. deren überzüchteten Mops-Verwandten sein, die, wenn es sie denn in der großen Zahl geben sollte, die man uns suggerieren will (aus interessanten Gründen, wie wir noch später sehen werden), Impfschäden verursacht. Wie also geht das vor sich?

Hier eine Version, die von möglichst vielen Fremdwörtern befreit knapp erklären soll, wie das geht. Ein Fremdkörper oder Krankheitserreger kommt in den Körper. Sofort legt der los. Das erste Bollwerk sind die sogenannten Makrophagen, die Nilpferde des Immunsystems.

Sie sind groß, behäbig, lungern überall da herum, wo man nicht mit ihnen rechnet und (wenn man ein Krankheitserreger ist) sie tendenziell erst sieht, wenn es zu spät ist. Dann fallen sie mit ihrer todbringenden Masse und ihrem riesigen Maul über einen her und töten. Ernsthaft, legt euch nicht mit Nilpferden an. Sie sind groß, süß und verflucht tödlich. Sie gelten als das tödlichste Landlebewesen Afrikas mit (leider ungesicherten) High Scores von 500-3.000 Kills jedes Jahr. Sie sind zwar eher Pflanzenfresser (nicht ausschließlich übrigens), aber sie verteidigen ihr Revier und ihre Jungen. Alles, was sich einem Bereich nähert, den sie bewachen, wird gnadenlos vernichtet. Und genau das tun Makrophagen auch, genau so wie andere Fresszellen aus dem großen Portfolio weißer Blutkörperchen.

Im Ernstfall muss die Makrophage Alarm schlagen und informiert das restliche Immunsystem, indem es auf seiner Oberfläche Antigene produziert, welche eine Art Steckbrief des Eindringlings sind. Wird der örtliche Sheriff mit den Bösewichten nicht fertig, schickt er ein Fahndungsfoto raus. Das wird von den T-Helferzellen, einer Art Sekretariat, in Umlauf gebracht. Auf diese lustigen Dinger reagieren einerseits die T-Killerzellen, die nach diesem Erreger Ausschau halten und auch alles rücksichtslos umnieten, das mit den Dingern infiziert wurde. Viren sind so fies, dass sie Zellen suchen und die umprogrammieren, sodass diese neue Viren in rauen Mengen raushauen. Die Killerzelle erkennt infizierte Zellen und macht sie einfach platt. Auf die Helferzellen reagieren aber auch die B-Lymphozyten. Und die machen eine etwas präzisere Arbeit. Zuerst bildet sie Plasmazellen, die dann wiederum die Antikörper bilden, das effektivste Werkzeug, wenn es um eine Masseninvasion geht. Diese Antikörper sind ganz genau auf die Erreger zugeschnitten, finden sie, hängen sich dran, verklumpen sie zu Haufen und machen sie quasi bewegungsunfähig. Die Klumpen werden dann von den Nilpferden, also den Makrophagen verputzt. Funktioniert der ganze Laden gut, sind nun die Virenfabriken gestoppt und zerstört, die Feinde gebremst und gefressen.

Aber es passiert noch etwas, denn die B-Lymphozyten sind noch nicht fertig. Sie sorgen für die Ausbildung von Gedächtniszellen. Das ist ein Archiv, in dem der Steckbrief abgespeichert ist. Nächstes Mal ist die Reaktion des Immunsystems noch viel, viel schneller und effektiver ohne den ganzen Bürokratieapparat. Die Krankheit hat keine Chance mehr. Der Körper ist immun.

Der Trick einer Impfung ist es, den Körper dazu zu animieren, diese Gedächtniszellen auszubilden, ohne dafür einen vermehrungsfähigen Erreger in den Körper bringen zu müssen, der vorher alles abmurkst. Das sind dann die Möpse mit den Aluminiummasken. Kommt ein alumaskierter Mops an den Fluss, flippen die Nilpferde aus.

Ich muss aufpassen, meine Vergleiche fangen an immer bescheuerter zu klingen. Ich hoffe, ihr könnt mir noch folgen… Nur so viel: Möpse sind auf harmlos gezüchtete Viren, die durch das Aluminium so wirken, als seien sie viel gefährlicher und aus denen das Immunsystem noch immer Antikörper auch gegen den Urvater Wolf produziert. Clownschminken sind Teile von mit Hilfe von (zum Beispiel) Formaldehyd geschredderten Krankheitserregern oder Giften, die als solche auch harmlos sind, aber trotzdem das Immunsystem triggern.

Die manchmal heftigen Reaktionen, die man abgesehen von Allergien nach einer Impfung hat, sind die ausgeflippten Nilpferde, die ihre Arbeit tun. Es sind nicht die Möpse oder die Schminke. Was viele Impfgegner nicht wahrhaben wollen, ist dass es tatsächlich weitgehend egal ist, ob ich die Nilpferde auf Möpse oder Wölfe loslasse, bzw. Hunde auf Clownschminke oder ganze Clowns. Es entsteht eine Immunantwort und bei vielen Krankheiten eine langfristige Immunität. Einziger Unterschied bei den Möpsen: Sie sind ungefährlich.

Impfgegner sagen auch nicht selten, dass der Körper ein Fieber durchhalten muss, um zu heilen, dass eine Fiebersenkung also kontraproduktiv ist. Siehe da: Es stimmt. Die meisten Krankheitserreger sind sehr temperaturanfällig. So ein oder zwei Grad mehr machen dem einen oder anderen Bazillus da schon die Hölle heiß, den Viren so oder so. Und einige Prozesse laufen so auch schneller ab. Mit der Ausbildung des Immunsystems hat das aber nicht so viel zu tun. Das Immunsystem funktioniert über die Blutkörperchen oder das Lymphsystem, die Temperatursteuerung passiert im Gehirn, genau gesagt: Im Hypothalamus. Der reagiert auf so genannte Pyrogene, eine bunte Tüte Chemikalien, die zum Teil tatsächlich auch von einigen weißen Blutkörperchen gebildet werden. Aber Pyrogene können schon Oberflächenteile von Bakterien sein, sodass Fieber auch ganz ohne das restliche Immunsystem entstehen kann. Man könnte sagen, das sei so wie Mixer und Backofen. Beides brauche ich zum Backen, beides wird durch den Wunsch eines Kuchens aktiviert (Makrophage sagt „EINDRINGLING!!!“), sie haben aber nichts unmittelbar miteinander zu tun. Ich kann mit dem Backofen auch eine Thunfischpizza erhitzen, aber dafür brauche ich den Mixer nicht. Mal abgesehen davon, dass ein zu hohes Fieber einen Menschen einfach aus den Latschen kloppen kann, im schlimmsten Fall dauerhaft. Ich sage ja auch bei meinem Kuchen oder der Pizza nicht „Ach, lass mal noch eine Stunde länger drin, sicher ist sicher!“

Ob man das Immunsystem nun trainieren kann, wie einen Muskel, wie es manche behaupten, ist so eine Sache. Man kann seinen Körper stärken, dass er mit Infektionen besser klar kommt. Das wären aber eher so unpopuläre Maßnahmen wie gesunde Ernährung, frische Luft, Bewegung… Wenn ich tatsächlich hin und wieder eine Infektion durchmachen muss, um das System auf Trab zu halten, bitte sehr, her mit einem einfachen Schnabelschnupfen! Es muss ja wohl nicht unbedingt die potenziell tödliche Tentakelpest sein, oder? Gegen eine spezifische Krankheit kann ich den Körper „trainieren“, indem ich ihn dagegen immunisiere. Und das tut die Impfung. Ein unspezifisches Training kann doch wohl auch eine harmlose Krankheit sein, an der sich der Körper abarbeiten kann. Würde ich die Logik der Impfgegner ins Extrem treiben wollen, würde ich sagen: „Hey, wenn du mal die Beulenpest überlebt hast, ist der nächste Schnupfen nicht so schlimm!“ Sorry, die Logik verstehe ich nicht.

Geschickt geht an das Thema ein lustiger Arzt namens Alfons Meyer dran. Ich habe seine Approbationsurkunde nicht gesehen, gehe aber einfach davon aus, dass es stimmt, dass er Arzt ist. Warum ich das so betone? Weil sie alle Ärzte zu sein scheinen. Oder zumindest Doktoren. Die großen Namen der Impfgegner tragen oft Doktortitel und das gemeine Menschengeschlecht trägt immer noch einen gewissen Respekt vor Artgenossen, die in einem halbgaren Eremitenzustand ein paar Jahre ihres Lebens damit verschlissen haben, eine marginal wichtige Forschung zu betreiben, die es ihnen erlaubt, diesen Titel zu gebrauchen. Dr. Friedrich P. Graf, Dr. Leonard Coldwell, Dr. Stefan Lanka. All diese Menschen sind Doktoren, die ersten beiden sind sogar Mediziner. Ob auch ihr Doktortitel ein Dr. med. ist, habe ich noch nicht geprüft. Es wird aber bei den meisten Personen, die sich Dr. nennen, gleich davon ausgegangen, dass sie tatsächlich Arzt sind. Dabei könnten sie ihre Promotion auch in Angolesischer Literaturwissenschaft gemacht haben. Es darf sich auch jemand „Doktor“ nennen, der eine Schrift mit dem Titel „Die postmodernistische Verarbeitung des Verzichts im lyrischen Gesamtwerk von Orbwumbo Nguongoye unter besonderer Betrachtung des ‚Katatonischen Epos‘ in seiner Urfassung von 1963“ verfasst hat. Warum manchmal so wichtig ist, worin jemand seinen Doktor gemacht hat, wird später noch interessant, wenn wir auf Herrn Dr. Lanka treffen. Der kommt aber erst in Kapitel 8. Ach! Bleibt mir doch weg mit euren ganzen aufgeblasenen Titeln!

Alfons Meyer nun praktiziert also als Arzt und hat hat einen ziemlich komplizierten Text verfasst, der von so manchen impfkritischen Seiten verbreitet und verlinkt wird. Darin erläutert er, warum ein Körper ein besseres Immunsystem ausbildet, wenn er nicht geimpft wurde. Ich will diesen Text hier als ein Beispiel und einen Vorgeschmack auf einige Probleme verwenden, die wir mit unseren gut vernetzten Freunden der Impfgegner und vor allem ihren Quellen und Informationskanälen haben. Intensiver passiert das im letzten Teil der Serie.

In seinem Artikel beginnt Herr Meyer mit einem vierseitigen Vortrag voller wissenschaftlicher Begriffe und erklärt die Funktionsweise des Immunsystems. Klingt alles mächtig komplex und extrem kompetent. Am Ende stellt er dar, dass der frisch geschlüpfte Mensch noch nicht in der Lage ist, selbst Antikörper zu bilden und daher über die Muttermilch alles geliefert bekommt, was er braucht. Der Laie spricht von Nestschutz. Weiter sagt Herr Meyer (der übrigens einfach Arzt ist und nicht mit seinem Titel prahlt):

Da sich das Immunsystem zunächst auf zellulärer Ebene behaupten muss, ehe es spezifi­sche Antikörper bilden kann, erhält der Säugling auch über die Muttermilch weiterhin Immunglobuline. Frühestens nach 2 Jah­ren ist er selbst dazu in der Lage, Immunglobuline ausreichend bilden zu können. (Holländer, Immunologie, 2006, 231)

Was Herr Meyer hier sagt ist: a) Kinder müssen mindestens zwei Jahre „gestillt“ werden (das ist diese komische Sache mit den Säugetieren, wenn die Larven an an ihrer Unter- oder Vorderseite hervortretenden Drüsen herumnuckeln, um sich von den Körperflüssigkeiten des Muttertieres zu ernähren), um nicht an ansteckenden Krankheiten zu verrecken. b) Kinder von nicht-stillenden Müttern, die ein Nähr-Surrogat aus der Flasche erhalten, sind am Arsch. Mütter, die nicht stillen können, verdammen ihre verhinderten Säuglinge zu zwei Jahren Siechtum. Demnach müsste die Infektionsrate bei so genannten „Flaschenkindern“ im Vergleich zu Gestillten unglaublich viel höher sein. Hm. Ich bräuchte jetzt das Buch von Holländer, um das mal nachzulesen, aber ich nehme das einfach mal so hin, wie er das sagt. Komisch erscheint es mir dennoch. Was sagt Meyer denn noch?

Der Neugeborenenorganismus wird in seinem ersten Le­bensjahr 32 mal geimpft, so dass ihm nur wenig Gelegenheit bleibt, seine Th1­Schiene ausreichend ausbauen zu können.

Zweiunddreißig??? Schaut man sich die Impfempfehlung des Robert-Koch-Intituts an (für Impfgegner kommt man nach irgendwelchen numerologischen Verschwurbelungen ganz sicher von „Robert Koch“ direkt auf „Satan“), käme man auf diese Zahl höchstens bei Einzelimpfungen. Tatsächlich wird man fünf mal geimpft. Und schon bekommt Alfons Meyers hochtrabendes Blättchen einen leichten, propagandistischen Beigeschmack. Aber wir lassen ihm mal durchgehen, dass in vielen Impfungen ja mehrere Krankheiten angesprochen werden. Noch kann man ihn als seriösen Wissenschaftler stehenlassen. Und hochtrabend und wissenschaftlich seriös geht es mit Herrn Meyer auch weiter:

Da Th1-CD4­Lymphozyten antagonistisch zu Th2-CD4­Lymphozyten sind, indem sie sich gegenseitig hemmende In­terleukine sezernieren, bleibt der bereits durch die Mutter Th2 geswitchte Organismus in dieser Lage arretiert.

Na, da macht sich jetzt aber einer wichtig. Klingt schlau. Ist voller Fremdwörter. Toll. Er kennt sogar „sezernieren“, ist also schlauer als alle anderen, muss also wissen, wovon er redet. Entsprechend muss seine nächste Aussage auch stimmen:

Nach statistischen Recherchen ist die Karzinomrate bei­spielsweise beim Mamma­Karzinom um 50 % höher, wenn die Frauen an Masern geimpft wurden. (Impf­Report 34/2003)

Oh, ein Artikel aus einer Fachzeitschrift über das Thema Impfungen? Und hier fangen die Probleme spätestens an. Denn siehe: Impf-Report ist eine impfkritische Zeitschrift, die von einem Herrn Hans U. P. Tolzin herausgebracht wird (zumindest bezeichnet er www.impf-report.de als „seine Seite“, genau so wie www.impfkritik.de), einem ehemaligen Molkereifachmann und Programmierer mit einem „Hang zum Journalistmus“ [sic]. Warum Meyer als Arzt sich plötzlich auf einen Artikel aus einer Zeitschrift von jemandem bezieht, der zwar gerne als „Experte“ bezeichnet wird, erst einmal aber selbst keine medizinische Ausbildung genossen hat, kann ich nicht beurteilen. Und dieser Herr Tolzin wiederum zweifelt die Existenz des HI-Virus an und glaubt scheinbar nicht einmal an das Phänomen „Ansteckung“ oder dass Medizin von außen überhaupt einen Effekt auf den Körper haben kann, wenn er einen tollen Herrn Prof. Dr. med. habil. Dr. Dr. Karl J. Probst (mehr tolle Titel gehen gar nicht) zitiert:

Der von interessierter Seite in die Gehirne der unwissenden Menschen projizierte Irrglaube an eine von außen kommende Krankheitsursache hat noch andere schlimme Folgen: Als erstes den Irrglauben, daß es so etwas wie „Ansteckung“ geben könne. […] Als zweites den Irrglauben, daß es irgendeine von außen angreifende Kraft gäbe, welche irgendeine Heilung im Körper bewirken könne. Insbesondere der Irrglaube an Medikamente hat sich heute in fast allen Gehirnen fixiert […]

Prof. Dr. Dr. Dr. Probst und mit ihm Tolzin werfen nicht nur moderne Medizin, sondern auch über Jahrtausende überlieferte Naturheilkunde (die die Grundlage für zahllose moderne Medikamente bildet) über den Haufen. Alfons Meyer, der uns vorher noch so haarklein und diffizil elaboriert erklärt hat, wie Medikamente und Ansteckungen funktionieren, hätte diesen ihm selbst widersprechenden Quark lieber nicht einmal mit der Kneifzange anfassen sollen, statt sich auf eine von Tolzins „statistischen Recherchen“ zu stützen und damit unglaubwürdig zu machen. Das ist einfach das Problem: Mit einem Mal kann ich Meyer nicht mehr so richtig ernst nehmen. Erst erklärt er lang und breit, wie das Immunsystem auf zum Beispiel Viren reagiert, dann bezieht er seine Aussagen von Leuten bzw. Quellen, die der Meinung sind, so etwas wie Ansteckung gebe es gar nicht. Das macht einfach keinen Sinn! Wenn mir jemand lang und breit so komplexe Dinge erklärt wie die „Abseitsregel“ beim heiligen Ritual des „aufgeblasene Rinderhaut durch die Botanik treten“ kann man dabei so kompetent und schlau vor mich hin schwafeln wie sie oder er will. Wenn er am Ende sagt, dass er das vom kleinen Jeremy, dem gewalttätigen Arschloch aus der Gänseblümchengruppe weiß, beginne ich nicht nur den Vortrag über das Abseits in Frage zu stellen, sondern im Grunde alles, was dieser Vollidiot zuvor von sich gegeben hat.

Aber vielleicht ist Meyer hier nur ein dummer kleiner Fehler unterlaufen, wenn er sich auf eine problematische Quelle bezieht. Wir haben ihm zwar schon einiges durchgehen lassen, ihn aber noch nicht dabei erwischt, richtig groben Mist zu produzieren. Noch nicht. Nachfolgend geht Meyer dann nämlich lang und breit darauf ein, was Quecksilber, Aluminium und Freunde alles im Körper anrichten, ohne die Mengen mal ins Verhältnis zu setzen (s. Teil 2). Das ist angesichts der bestehenden Zahlen wirklich grob fahrlässig und man hätte denken sollen, dass jemand, der Worte wie „sezernieren“ kennt, den Dreisatz beherrscht. Damit hat er langsam den Bogen überspannt und den Pfad der differenzierten Sachlichkeit und der Wissenschaftlichkeit leider verlassen, egal wie sehr er mit all seinen Fachbegriffen Kompetenz vorgaukeln möchte. Sein letzter Abschnitt trägt dann den Titel „Viren, egal welcher Mutante, werden problemlos durch das zelluläre Immunsystem abgewehrt“, behauptet also, ein Organismus wird mit jedem Virus fertig und pinkelt damit mal eben fröhlich auf die Massengräber aller Toten von Pest, Pocken oder Spanischer Grippe. Probst, Tolzin und am Ende auch der gute Herr Meyer schaffen es so, sich als insgesamt unglaubwürdig zu disqualifizieren. Dummerweise, und darauf werde ich im sechsten und im letzten Abschnitt nochmal ausführlich eingehen, verlassen sich viele auf Meyers akademische Aura, ähnlich wie auf die Probsts oder Lankas. Seine Thesen werden unkritisch übernommen und weiterverbreitet und eben nicht hinterfragt. Für mich als Tintenfisch ist aber jetzt schon klar: Egal ob kein, ein, zwei oder drei Titel, egal wie viele Fremdwörter Meyer in einen Satz rammen kann, um sich damit noch eine weitere Tüte vermeintlicher Autorität zu verleihen, weil ihn die ganzen Idioten da draußen nicht verstehen, am Ende disqualifiziert sich Alfons Meyer durch unzuverlässige (weil wissenschaftlich anzweifelbare und widersprüchliche) Quellen und undifferenzierte Falschaussagen und schafft es nebenbei noch, wie ein aufgeblasenes, arrogantes Sumpfhuhn zu erscheinen.

  1. Einleitung – Von Tentakelpest und Zeppelinen
  2. Das Virus in der Spritze – Von Möpsen und Clownschminke
    (Impfstoffe sind eigentlich krankheitserregende Viren)
  3. Tödliches Gift – Von den Gefahren schwedischer Möbelhäuser
    (Impfstoffe sind Giftbomben)
  4. Fit mit Beulenpest – Von Nilpferden und angolesischer Literatur
    (Impfungen hemmen unser Immunsystem)
  5. Nur ein paar rote Punkte – Russisch Mensch-ärgere-dich-nicht
    (Kinderkrankheiten (und andere) sind harmlos)
  6. Widerstand ist zwecklos! – Spaß mit Statistiken!
    (Impfungen sind wirkungslos)
  7. Geld! Geld! Geld! – Von Zahnhygiene mit Hochspannung und Wasserveredelung
    (Impfungen wurden nur für Geldmacherei erfunden)
  8. Verfassungsfeinde und Volksverräter – Von Nachgeburt und Kindesverstümmelung
    (Impfpflicht ist verfassungsfeindlich, Impfungen sind Körperverletzung)
  9. Alles Einbildung! – Von der Nichtexistenz Thailands
    (Viren gibt es gar nicht)
  10. Plötzlich Autist! – Von kriminellen Machenschaften und bissigen Guppys
    (Impfungen verursachen Autismus)
  11. Impf-Nazis – Vom Waldorf-Horst und von Hitler-Ufos
    (Impfzwang ist Faschismus!)
  12. Die Impfung des Dr. Moreau – Von Lego Raumschiffen und Pömpeln
    (mRNA-Impfungen verändern das Erbgut)
  13. Ahnungslos gespritzt! – Von Bohrmaschinen und dem Yvette-Würstchen
    (Die mRNA-Impfung ist nicht sicher)
  14. Finale – 33 Antworten von Doktor Squishy
    (Dialog mit einem „informierten“ Elterntier)