hILfe, iCH wuRde geiMPfT! (Teil 11 – Impf-Nazis!)

– Vom Waldorf-Horst und von Hitler-UFOs –

hAllO, iCh biN eS, sQuisHy, dEr veRSeucHte tiNTenfIscH, und dies ist der achte Teil der Reihe zum Thema Impfungen. Damit ihr wisst, worum es eigentlich geht und warum sich ein Tintenfisch mit dem Thema befasst, lest bitte die Einleitung… Hier kommt als Abschluss ein kleiner Exkurs zum Thema Impfgegnerpolitik:

Impfgegner sind verkappte Nazis
Eigentlich wollte ich vor ein paar Wochen mit dem großen Knaller anfangen und endlich, endlich auf die Frage eingehen, ob Impfungen denn nun Autismus verursachen können, wie so viele glauben, oder nicht. Das scheiterte daran, dass ich mich etwas verzettelte. Also, das hier habe ich eigentlich zuerst geschrieben, bevor ich den Autismustext verfasst habe. Und Schuld war das Problem, dass die Autismus-Geschichte mit Andrew Wakefield ihren Ursprung in Großbritannien hatte und ich mich nach Deutschland und der Schweiz [An dieser Stelle greife ich den ursprünglichen Text auf, sodass deutlich wird, wie ich schon nach fünf Metern dieses Marathonlaufes einmal fröhlich im 90° Winkel abbog…] diesmal in die fremdsprachliche Welt bewegen musste. Mir egal, ich wohne zwar zeitweilig in meiner WG in Deutschland, bin aber als Tintenfisch Kosmopolit. Ich bekomme von euch eh keinen Pass geschweige denn ein Wahlbenachrichtigung, also muss ich mich dem deutschen Geiste auch nicht verpflichtet fühlen. Sehr dem deutsche Geiste nahe sind allerdings unsere geliebten Impfgegner. Man findet sie zwar an beiden Extremen des politischen Spektrums, ganz rechts die verstrahlten „Deutsches Blut + Deutscher Boden = Deutscher Tetanus“-Fanatiker, ganz links die alternativen Naturfilzer von der Rudolf Steiner Fankurve. Da zeigt sich übrigens mal wieder, wie dämlich diese ganze Rechts-Links-Kacke ist. Ich habe manchmal das Gefühl, das politische Spektrum in Deutschland bildet genauso einen Kreis wie der Stammbaum des durchschnittlichen AfD-Parteivorsitzenden: Je weiter nach links man rückt, um so weiter rechts kommt man wieder raus. Waldorfschulen gelten als das pädagogische non-plus-ultra der links-alternativen Mate-Tee Demeter Fraktion, dabei war ihr Begründer Rudolf Steiner ein offener Rassist.

Fun Fact: Steiner war der Ansicht, dass Menschen nacheinander in verschiedene Rassen als Stufen unterschiedlicher Wertigkeit hineingeboren werden, bevor sie die kaukasische (weiße) Rasse als höchste erreichen, die im Gegensatz zu der „Negerrasse“ („Da sind Instinkte, welche sich an das niedere, Menschliche anknüpfen.“) oder der mongolischen Rasse („Ihre Religion ist ein Dämonenglaube, ein Totenkult.“) „berufen ist, durch die Ausbildung logischen Denkens Werkzeuge zu schaffen“. [Hab ich mir nicht ausgedacht, also: Quelle auf Seite 144]

Und wenn es darum geht, dass man in seinen von künstlichen Aromastoffen freien Biokörper auch keinerlei andere Additive in Form von Aluminium, Formaldehyd oder so hineinblasen will – obwohl es schon alles drin ist oder sogar mit der allerbesten Biokartoffel aufgenommen wird (wobei Kartoffeln erst durch die verdammte Kolonialisierung Südamerikas zu uns kamen und daher von Links gesehen als Kind der imperialistischen Unterdrückung streng genommen politisch unkorrekt sind, von weiter Rechts gesehen Stärkebeilagen-Migranten sind, die unserer Deutschen Runkelrübe die Arbeit weggenommen haben) – und daher jede Impfung ablehnt, wie es auch an der Waldorfschule so üblich ist, dann begibt man sich auch hier in durchaus rechtsdrehende (wenn auch sichtbar freidrehende) Gewässer. Dabei wehrt man sich doch so sehr gegen jede Form staatlicher (vermeintlich faschistoider) Unterdrückung, wie die „Schulpost“ einer Waldorfschule im beschaulichen Jena zeigt:

Aus dem Schulalltag kann man noch berichten, dass am Mittwoch vier Kollegen vom Fachdienst für Gesundheit der Stadt Jena bei uns im Haus waren und sämtliche Impfausweise (von etwa 330 Schülern und 40 Mitarbeitern) überprüfen wollten, wie sie es am Tag zuvor angekündigt hatten. (Von meiner Klasse sind erstaunlicherweise sogar fast zwei Drittel der Ausweise angekommen. – Wir Deutschen sind wirklich ein gehorsames Volk.) Hintergrund der Aktion war der Umstand, dass ein Schüler unserer Schule tatsächlich an Masern erkrankt ist.

Toll was? Das Bedürfnis des bösen, bösen Staatsapparats, sich um die Gesundheit von Kindern zu sorgen und die potenzielle Ausbreitung einer auch von Anthroposophen anerkannterweise „hochfieberhafte ansteckende[n] Kinderkrankheit“ kontrollieren zu wollen, indem man bei einem solchen Krankheitsfall einfach mal nachschaut, wie hoch denn wohl die Immunisierungsrate ist, wird gleich mit „Volksgehorsam“ und somit mit vermeintlichen Erinnerungen an die Geschichte von 1933-1945 in Verbindung gebracht. Das Vorgehen der „Gesundheitsnazis“ hat natürlich nichts damit zu tun, dass sich diese blöde Seuche blitzschnell ausbreitet. Auch nicht mit der Tatsache, dass, wären alle 330 Kinder ungeimpft und nach einer Woche lustig infiziert, die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines von ihnen grausam krepiert, bei gerade 1:3 liegt. Bei der Bezeichnung „Gesundheitsnazis“ und dem Grundthema des Artikels bietet es sich an diesem Punkt an, einmal „kurz“ zu definieren, was „Nazis“ eigentlich sind.

[Und so schrieb ich wieder so einen verdammten Exkurs, der dann am Ende ein eigener Text wurde: sQuisHy sAgt euCH, wAS eiN NaZi isT]

Dabei sind die Anthros offiziell gar keine großen Impfgegner, wie diese Stellungnahme der Medizinischen Sektion des Goetheanums in Dornach (Schweiz) und die und die Internationale Vereinigung Anthro­posophischer Ärztevereinigungen (also der Club der Anthro-Docs) verkündet:

Anthroposophische Medizin würdigt ausdrücklich den Beitrag von Impfungen zur weltweiten Gesundheit und unterstützt sie als wichtige Maßnahme zur Vermeidung lebensbedrohlicher Erkrankungen. Anthroposophische Medizin vertritt keine Anti-Impf-Haltung und unterstützt keine Anti-Impf-Bewegungen.

Klingt ja erst einmal nett und gar nicht so falsch. Ich habe, als ich mich über die Anthros und die Waldorfschranzen und den Steiner informiert habe, oft gehört, dass der Steiner ja vielleicht ein paar komische Ansätze gehabt habe, aber das würde so ja gar nicht mehr umgesetzt. Und wir haben auch schon mitbekommen, dass die Schulen da eher ablehnend gegenüber den Obrigkeiten sind. Offensichtlich auch gegenüber ihren eigenen, wie der Brief aus Jena zeigt:

Früher, als ich Kind war, kriegte jeder Masern, und niemand sah darin ein Problem.

Gab ja auch kein Mittel dagegen. Na gut, die Eltern der Kinder, die Spätfolgen davontrugen, werden damit vielleicht schon ein Problem gesehen haben, wenn denn klar war, dass hier die Masern Schuld waren, aber egal. Masern waren normal. Nicht schön, aber normal. Zwischen 1933 und 1945 war es auch normal, wenn die Nachbarn plötzlich verschwanden. Und dass später die allgemeine Kindersterblichkeit in Deutschland 1960 (also auch vor Einführung der Masernimpfung) auch noch zehnmal so hoch war wie heute, war übrigens auch normal. Ach ja, die guten alten Zeiten…

Deshalb werden die vor 1970 Geborenen auch gar nicht geimpft, weil sie als immun gelten. Man hatte früher zu diesen Kinderkrankheiten eine andere Einstellung. Ob Masern, Ziegenpeter oder Windpocken – sie gehörten einfach zu einer gesunden Kindheit dazu, und viele Eltern erlebten im Zuge einer überstandenen Kinderkrankheit an ihren Kindern einen deutlichen Entwicklungsschub.

Erst einmal: Inwiefern man eine Kindheit mit Krankheiten als „gesund“ bezeichnen kann, erschließt sich mir nicht, egal wie ungefährlich ich sie finde. Wer einen Schnupfen hat, ist ja auch nicht gesund. Masern waren normal aber wer sie hatte, war nicht gesund. Im zwölften Jahrhundert erlebten 40% der Kinder das 14. Lebensjahr nicht. Das war alltäglich. Das war quasi normal. Wer Pest- und Cholerakranke auch als gesund bezeichnet, ist ein Horst und muss nicht ernst genommen werden. Außerdem: Entwicklungsschübe erlebt das menschliche Kleinkind innerhalb der ersten Lebensjahre alle paar Wochen. Und wenn nach einer schweren, durchlebten und glücklicherweise folgenlos überstandenen Krankheit das Kind mit einem Mal so quicklebendig und manisch (und in nicht wenigen Fällen nervenaufreibend) wie scheinbar noch nie durch die Gegend hüpft, kann es genau so gut sein, dass es entweder im Vergleich zur Zeit des Siechtums nur so scheint oder dass das Kind so oder so zwischenzeitlich einen Schub hätte erleben müssen. Eine wertneutrale, nachvollziehbare Studie, die einen Kausalzusammenhang zwischen kognitiver Entwicklung und Masern- oder anderer Infektion schlüssig belegt, hat man hier und da versprochen, geliefert hat noch keine Sau.

Und ein Impfgegner schon gar nicht.

Heute dagegen jagt ein Horrorszenario das nächste: Schweinepest, Vogelgrippe, Rinderwahnsinn, Ebola, Masern – es wird eine geradezu irrationale Hysterie geschürt.

Haha, der kannte den Coronavirus noch nicht! Der Mist ist grassiert jetzt gerade Tag für Tag mehr und verbreitet Panik. Kennt ihr eigentlich den ganzen Schwachsinn zu Corona? Diesen Müll von wegen, es gab vor Jahren schon ein Patent darauf und „Coronaviren“ stehen auf Desinfektionsmitteln?

Coronaviren kennt man schon lange und sind nicht ein bestimmter Stamm, sondern eine Art – so wie es verschiedene Arten von Grippe gibt. Diese Patente sind auf attentuierte (weitgehend harmlose, abgeschwächte) Versionen von bestimmten Stämmen. Die kann man als Impfstoff nehmen, helfen aber gegen den aktuell umgehenden Stamm „Covid 19“ nicht. Und natürlich haben sich die Firmen das patentieren lassen. Wäre dumm, wenn nicht. All das ist mit ein wenig grundlegender Allgemeinbildung schnell klar, aber die ungebildeten Vollidioten mit Internetzugang verbreiten fröhlich ihren Dünnschiss als ungeprüfte Sharedpics. Dabei tun sie so, als sei Covid ein Komplott irgendwelcher Egalwas (da kann man alles von bevölkerungsaustauschender Bundesregierung bis hin zu Illuminaten reinpacken – oder natürlich die jüdischen Bänker, dazu aber später) oder (wie alle Viren) reine Fiktion. Ich dagegen warte einfach darauf, dass mein Mitbewohner zu husten anfängt. Dann mache ich mir Popcorn mit Krill-Aroma. Tintenfische sind so oder so immun gegen diese Pest.

Vor Masern hat man heute so viel Angst wie früher vor Pest und Cholera. Es heißt, Masern seien keineswegs harmlos, wie man früher meinte, es könne Komplikationen geben, die sogar bis zum Tod führen könnten… Es heißt aber auch, dass schon Kinder durch Folgen von Masernimpfungen geschädigt worden wären. – Ich weiß nicht, was richtig ist.

Das merkt man. Als Leiter einer Schule, der für 330 junge Menschen und 40 Mitarbeiter verantwortlich ist, unter denen gerade eine bekanntermaßen gefährliche Krankheit ausgebrochen ist, gibt sich der Typ extrem ahnungslos. Und verantwortungslos. Wie wäre es, sich mal vernünftig zu informieren? Wäre das nicht seine Pflicht als Anstaltsvorsteher? Und das gibt er öffentlich in einem Elternbrief zu? Was ist das denn für ein Horst?

Es gibt darüber konträre Auffassungen, die jeweils sehr vehement vertreten werden. Öffentlich wird über diese Dinge kaum diskutiert.

Horst lebt auch noch unter einem Stein. Im Wald. 273 Kilometer östlich von Ulan Bator. Das ist die Hauptstadt der Mongolei.

Ich finde deshalb, dass die Eltern selbst entscheiden müssen, ob und gegen welche Krankheiten sie ihre Kinder impfen lassen.

Übersetzung: „Ich will die Verantwortung nicht übernehmen, also delegiere ich sie an Leute, die noch ignoranter sind als ich!“ Übersetzung der Übersetzung: „Ich habe nicht nur keine Ahnung, ich bin auch zu blöd mir eine zu bilden und deswegen soll jeder doch machen, was er will!“ Übersetzung der Übersetzung der Übersetzung: „Ich finde impfen scheiße, gebe das nur nicht offen zu. Da tue ich lieber so, als wäre ich dämlich…“ Übersetzung der Übersetzung der Übersetzung der Übersetzung: „Ich bin Horst!“

Und ich lehne jeglichen Impfzwang ab, auch indirekten, indem man Nichtgeimpften die Aufnahme in Kindereinrichtungen verweigert.

Noch eine Übersetzung: „Ihr Kind könnte massiv ansteckende Viren verbreiten oder sich zumindest bei unseren verseuchten Kackblagen mit dem Dreck anstecken? Kein Problem, immer rein in die Pestbude!“ Was mich hier besonders stört, ist die Tatsache, wie der Schulhorst hier den Eltern gegenüber seine impfskeptische Agenda mehr oder minder aufzwingt und als vermeintlich gebildeter Akademiker seine Meinung verbreitet. Klar, die darf er sagen, ohne Probleme, aber durch seine Politik spielt er hier mit der Gesundheit seiner Schutzbefohlenen. Zur Erinnerung: Die Masern sind schon ansteckend, bevor sich die ersten Symptome zeigen. Diesen kleinen, wandelnden im Ernst- und Zweifelsfall hochansteckenden Viren-Streubomben öffnet er Tür und Tor und stellt die Eltern vor vollendete Tatsachen. Und dann ist unserem Schulhorst aber noch ein…

…Missgeschick passiert: Ich wollte eine Mail an meine Klassenelternschaft schicken und daran erinnern, dass man die Impfausweise mitgeben möge. Ich klickte aber versehentlich ein falsches Kästchen –und die Mail erreichte alle Adressaten meines E-Mail-Kontos, darunter auch eine Mitarbeiterin des Goetheanums in Dornach. […]

Ah, Dornach, das ist auch der Sitz des Clubs der Anthro-Docs. Na, die werden ihm sicher geantwortet haben, dass er das mit den Impfausweisen aber auch gut und richtig macht:

Lieber Herr [Horst], das ist soweit kein Problem, danke, aber so habe ich mitbekommen, wie das Staatsystem in das Grundrecht eines jeden Menschen auf Unversehrtheit des Leibes außer Kraft setzt. Es ist unbegreiflich, dass man in einem Rechtstaat [sic] kein Recht auf seinen eigenen Leib hat.

Äh… okay… ja, nee. Da will man ja nur den Impfstatus prüfen. Das ist bis dahin auch keine Zwangsimpfung. Und sie hat ja für ihren eigenen Leib dieses Recht. Und dass der „Leib“ (das ist so ein typisches, archaisch verschwurbeltes Anthro-Wort) der Kinder auch unversehrt bleibt, darum kümmert sich eben der Staat, weil die Waldorfmuttis das nicht tun. Dazu aber hier mehr. Was bleibt, ist die anklagende Stimme, die wieder den bösen, bösen Staat als in Grundrechte eingreifendes „Staatssystem“ beschimpft. Wie oft denn noch: Ein „Impfzwang“ sichert auch gerade dieses Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit derjenigen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Das ist eine Abwägung. Aber natürlich sehen die Anthros das nicht. Dafür müsste man über den eigenen Tellerrand hinwegsehen.

Meine Tochter hatte die Masern als Dreijährige und hat sie bestens überstanden, dank unserem mutigen Hausarzt…

a) Glück gehabt. b) „Dank unseres mutigen Hausarztes„! Ich hoffe, die können jedenfalls ihren Scheißnamen fehlerfrei tanzen.

Die anthroposophischen Ärzte plädieren ja für ein freies Entscheidungsrecht der Eltern, und vor allem dafür, dass man bei Kindern das Fieber zulassen soll, weil es den Vererbungsleib umgestaltet (zueignet…)

Und was ist das dann da oben von den Antho-Docs? Nur die Fassade nach außen? Und was zum Geier ist ein Vererbungsleib? … … … Okay. ich habe es mal bei Google eingegeben. Jetzt weiß ich es. Die fünf Minuten meines Lebens bekomme ich nicht zurück. Es ist schon erstaunlich, was für ein komisches Weltbild hinter der Sache steht. Das ist höhere Fantasy.

– das wissen Sie ja sicherlich als Lehrer. Mit herzlichen Grüßen.

Ja, du mich auch, du Eso-Kröte!

Aber jetzt zurück zur rechts-links-Schwäche der Impfgegner. Und jetzt sind wir endlich auf der Zielgeraden dieser Serie, da darf bei unserer Comeback-Tour, die mit dem Autismus-Text begonnen hat, natürlich auch ein Medley meiner Greatest Hits nicht fehlen. Singt also mit mir den Tolzin-Blues!

Er wird nun einmal als „der Experte“ gehandelt, so auch in diesem einen Video, in dem er bei einem kruden YouTube-Sender namens „Stein-Zeit.tv“ auftritt. Der Name des Kanals entspricht wahrscheinlich dem Entwicklungsstand der Stammzuschauer, kommt aber eigentlich von Herrn Robert Stein, dem „Macher“ des Ganzen. Während Stein neben Tolzin auch Reichsbürgersympathisanten wie den „Volkslehrer“ Nicolai Nerling interviewte, gab er außerdem Chemtrail-Gläubigen und Anhängern des Lichtfastens (Keine Ahnung, was das ist? Schlagt es nach, Chemtrails und Flacherdler sind noch nicht das Schlimmste, das euch begegnen kann!) eine Bühne. Und da sitzt Tolzin also, scheinbar unschuldig auf der gleichen Bühne, auf der schon Verrückte und Nazis (und verrückte Nazis) gesessen haben. Und dann erzählt er von einem Einstieg in die Szene der Aluhutträger (Aufsetzen? Ja Spritzen? Nein.) und wie das doch durch den Autoren „Jan van Helsing“ geschehen sei. Van Helsing? Ist das der Vampirjäger? Oder der Anime? Oder ein Flugzeug? Nein, es ist… noch ein Nazi!

Na gut, der Jan sträubt sich gegen diese Einordnung, aber auch Arschlöcher geben nie zu, dass sie Arschlöcher sind. Tolzin ist ganz stolz auf seine Initiation durch dieses Machwerk, weil es ihm offenbar das Gefühl gibt, spezielles Wissen zu haben, das ihn über das Normalwesen hinweghebt. Und wenn er dabei auch so erzählt, dass er eigentlich auch sonst nix mit seinem Leben anzufangen wusste, wird deutlich, dass das, was jetzt kommt, ihm einen Sinn in einem ansonsten gescheiterten Leben gegeben hat. Stein gibt ihm Recht, als Tolzin meint, van Helsing läge mit seinem Buch „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20. Jahrhundert“ ja in so vielem richtig (Tolzin sinngemäß: „…wenn davon nur 10% wahr wären – und ich glaube es ist weit mehr.“). Geheimgesellschaften wurde zwar 1996 vom Amtsgericht Mannheim wegen Volksverhetzung vom Markt genommen, aber egal. Inzwischen ist es „nur noch“ auf dem Index. Jan „van Helsing“ heißt eigentlich Jan Udo Holey. Das Pseudonym ist schon fast peinlich, hat Potenzial zum Fremdschämen und klingt einfach massiv nach mit Gewalt gewollt (aber nicht gekonnt), wie ein präpubertierendes Menschenbalg, das sich sein erstes Pseudonym in einem Onlinespiel ausgedacht hat. Der bürgerliche Name klingt nach einem Typen, der in Mamas Keller eine als Hauptquartier (oder besser HQ, ausgesprochen [eıtʃ kju:] oder gar Command Center) bezeichnete Manchild-Cave inklusive Pinnwand mit roten Wollfäden und Zeitungsschnipseln und unleserlichen Post-Its eingerichtet hat.

Jan Udos Buch, das Cattle Cuddler Tolzin so sehr die Augen geöffnet und ihn in eine Welt des „alles Hinterfragens“ gestürzt (und schließlich in den paramedizinischen Bereich katapultiert) hat, malt ein erstaunlich kaputt krankes Bild der Realität, insbesondere das einer jüdischen Weltverschwörung. Wie eine kollektive Paranoia wiederholt er den ganzen Supp, der sich bis dahin zum Thema Weltverschwörung und Geheimlogen zusammengefunden hat: Illuminaten, Tempelritter, Freimaurer, Bilderberger, er fällt sogar auf den selbstinszenierten Fail Fake der Rosenkreuzer rein.

Fun Fact: Die Rosenkreuzer gab es eigentlich nie. Das alles war eine lustige Angelegenheit, in der sich drei Kumpel aus Tübingen Anfang des 17. Jahrhunderts einen fiktiven Geheimbund ausdachten, dazu krude Schriften an der blasig barocken Wegscheide zwischen Aberglaube und Wissenschaft veröffentlichten, die den Versuch darstellten, Physik und Magie irgendwie zu paaren. Später als das aus dem Ruder lief, weil der nicht existente geheime Orden immer mehr Interessenten fand, gaben sie den Fake zu und bezeichneten es als „ludibrum“, als Studentenscherz. Der Schaden war allerdings schon zu groß und die Fanboys suchten verzweifelt nach diesem nichtexistenten Bund. Weil das vergeblich war (der einzig stimmige Grund dafür war in ihren Augen, dass der Club soooooo geheim sei, dass man sie nicht finden kann), gründeten sie überall in Europa eigene Rosenkreuzer-Orden. Das Chaos war geboren.

Es gibt sie noch heute und sogar Teile der Anthroposophie lassen sich auf ihre (vermeintlichen) Lehren zurückführen. Die Anthroposophie ist eine christianisierte Version der Theosophie, die wiederum indische Lehren und rosenkreuzerische Eso-Weisheiten miteinander zu einem wurstigen Papp verband. Der Glaube an geheime Eliten, die aus dem (in Teilen wörtlichen) Untergrund die Welt lenken und verstrahlt esoterisches Wissen besitzen, ist also tatsächlich eng verbunden mit unseren Freunden auf der Waldorfschule.

Es passt also eigentlich, dass Tolzin sich in seinem „alternativen Weltbild“ von Jan Udo hat anstecken lassen, wenn der genau so wie die Anthro-Impfgegner an solche kuriosen Thesen glaubt. Aber ich ich höre euch schon fragen „Wie war das im Mittelteil mit der ‚jüdischen Weltverschwörung‘?“ Ja, richtig, Jan Udo propagiert lang und breit die Echtheit einer längst als Fälschung entlarvten Schrift namens „Die Protokolle der Weisen Zions“, in denen ein angeblicher Plan zur Erlangung der Weltherrschaft beschrieben wird. Wie dieses zutiefst antisemitische Machwerk wiederum zustande kam (und aus welchen Quellen das Ding zusammengeklaut und dann mit dem jüdischen Motiv übertüncht wurde), ist sehr gut dokumentiert. Schriftsteller und Medienwissenschaftler Umberto Eco hat diese Fälschung immer wieder aufgegriffen (er erklärt sie zuerst in seinem brillianten Roman Das Focaultsche Pendel, erläutert das Zustandekommen nüchtern in einer Harvard-Vorlesung und schreibt schließlich mit Ein Friedhof in Prag einen ganzen Roman über ihre Herkunft). Jan Udo jammert ein wenig vor sich hin, als er darauf hinweist, dass diese Schriften in Deutschland verboten seien, obwohl doch angeblich Meinungsfreiheit herrsche, nur, um sie dann doch ausführlich zu zitieren. Zur Erinnerung: Fakten sind keine Frage der Meinung. Die Sonne geht im Osten auf, das ist keine Meinung. Menschen haben zwei Arme, Oktopoden acht. Das ist keine persönliche Meinung. Das Nazi-Regime hat im Rahmen ihrer Herrschaft millionenfach Menschen vernichtet, darunter sechs Millionen Juden. Das ist keine Meinung! Und Jan Udo verkauft uns in seiner Drecksschrift genau den Bullshit, der auch eine der Begründungen für eben diesen Massenmord lieferte, als Wahrheit:

Hier haben wir einen Plan vorliegen, der aufzeigt, wie man es anstellen muß, die Welt zu versklaven. Egal wer dahinter stehen mag, der Plan wird IM AUGENBLICK ANGEWENDET. (S. 59 in dem dummen Kackbuch)

Jan Udo bastelt sich dann ein besonders umfangreiches Bild zusammen, indem er… nein, ich gehe jetzt nicht auf all die weiteren Details ein, in denen er von „Reichsflugscheiben“ (Nazi-UFOs), oder einer hohlen Erde faselt.

Fun Fact: Die Haunebu II Rechsflugscheibe gibt es inzwischen sogar als Revell Modellbausatz!

Gerade keine Haunebu II Reichsflugscheibe zur Hand.

Es ist auch nicht so wichtig, dass er Adolf Hitler und Rudolf Steiner beide zu Mitgliedern der gleiche Gehemigesellschaft (Thule-Gesellschaft) erklärt (was möglich wäre aber nicht belegt ist – es wird manchmal behauptet, aber keiner taucht auf den Mitgliederlisten auf) oder wie gruselig ich das finde, dass für ihn Holocaust und Zweiter Weltkrieg Teil eines jüdischen (!) Komplotts seien. Was Jan Udo mit dem obigen Zitat und dem ganzen restlichen Rotz in seinem Buch ausdrückt, ist im Grunde: „Ich bin kein Nazi aber die Nazis hatten Recht, wenn es um die Juden geht und ihren Plan geht, uns alle fertig zu machen!“ Widerlicher geht es kaum.

An dieser Stelle ist vor allem das eine interessant: Dass einer der größten, deutschen Impfgegner Hans „Kälberkuschler“ Tolzin findet, dass Jan Udo ja in so vielem Recht habe. Das sollte allen verstrahlten, naturgefilzten impffeindlichen Eso-Öko-Muttis mal zu Denken geben. Zugegeben, nur weil Tolzin sich anhand von einem rassistischen, antisemitischen Verfolgungswahnsinnigen (a-)sozialisiert hat, heißt das noch nicht, dass alles, was er sagt, falsch ist. Aber wir reden mit ihm ja nicht über die Uhrzeit oder das Wetter. Er sagt ausdrücklich, dass sein Skeptizismus der Pharmaindustrie gegenüber mit dem wirren Zeug von Jan Udo Holey seinen Anfang nahm und er sich im Endeffekt nach leichter Überforderung den medizinischen Bereich herausgepickt und sich schließlich auf das Impfen spezialisiert hat. Nachdem er, wie er anfangs sagt, nichts mit sich anfangen konnte und nach seiner Ausbildung zum Molkereifachmann so dies und das gemacht hat, hat er schließlich darin eine lukrative Karriere mit eigenem Verlag etc. gefunden. Folgt man dem Interview zwischen dem leicht naiv stammelnden Hans Peter und seinem Gesprächspartner Robert Stein und dessen kleinen Klobrillenbärtchen, wird einfach deutlich, dass das eine sich direkt aus dem anderen ergeben hat und Impfgegnertum und jüdische Finanzverschwörung in Tolzins Kopf somit direkt miteinander zusammenhängen.

Aber kann man Tolzin McTolzface ernsthaft politisch einordnen? Kann man, denn er ist tatsächlich in der Kleinstpartei „Deutsche Mitte“ tätig. Wie wird die denn politisch eingeordnet? Da fallen Begriffe wie „rechtsextrem“, „populistisch“, „antisemitisch“, „Reichsbürger“, Verschwörungstheorien“ und, oh, „Anthroposophie“?

Keine Sorge, das hier ist nicht DAS Buch…

Also gut. Wir haben uns angeguckt, wie die Waldorfpädagogen und Anthroposophen dem Staat wegen des Infektionsschutzes faschistische Methoden vorwerfen, selbst aber in Steiner einem bekannten Rassisten hinterherrennen. Danach mussten wir erkennen, dass einer der größten Impfgegner Deutschlands seinen Kreuzzug durch einen antisemitischen Verschwörungsparanoiker, der neben Illuminaten und Nazi-UFOs auch glaubt, den zweiten Weltkrieg hätten die Juden inszeniert, hat inspirieren lassen. Und wenn wir schon bei Nazis sind: Wie hielten es denn die Original-Nazis selbst mit Impfungen?

Das ist ein sehr zwiespältiges Verhältnis. Einige Autoren, wie der Journalist und Blogger Christian Kreil, malen gerne das Bild des anthroposophischen Homöopathiefreundes aus der NSDAP, der die Schul- als Judenmedizin bezeichnet. Allerdings macht es sich Kreil hier etwas sehr einfach, denn es gab beides. Hitler selbst war offenbar der Schulmedizin (und den lustigen Erkenntnissen der Pharmazie – sein Drogenkonsum ist hinlänglich belegt) durchaus zugeneigt. Auch Impfungen hieß er gut. In Unterhaltungen äußerte er sich dazu, wie man in den besetzten, russischen Gebieten die einheimische Bevölkerung kleinhalten könne, um den Raum dauerhaft dem deutschen Volk zu sichern. Man solle ihnen höhere Bildung vorenthalten und einreden, jede Form von Geburtenkontrolle sei eine tolle Sache, „wenn die Mädchen und Frauen hier soviel als möglich abtrieben.“ Was weitere Gesundheitsversorgung angeht, sagte Hitler deutlich „man solle […] ruhig den Aberglauben unter ihnen verbreiten lassen, daß das Impfen und so weiter eine ganz gefährliche Sache sei.“ Ja, es ist Hitler, mit dem ich in dem Punkt einer Meinung bin, dass Impfgegnertum Aberglauben ist. Und er wollte diesen Aberglauben als Mittel der Bevölkerungskontrolle einsetzen.

Ich weiß, es ist ein mehr als dünnes Eis, wenn man in irgendeiner Sache Hitler zustimmt, aber a) hätte ich ihm auch zugestimmt, wenn er gesagt hätte, dass Schneeregen scheiße ist und b) immerhin hat er Hitler umgebracht – wahrscheinlich seine größte Leistung. Am Ende seines Lebens hat er immerhin eine gute Tat vollbracht…

Impfgegner und Verschwörungstheoretiker fürchten sich immer so sehr davor, von oben, außen oder sonstwo kontrolliert und entmündigt zu werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Impfskeptizismus tatsächlich zu genau diesem Zweck eingesetzt werden sollte. Ich wundere mich immer wieder, dass diese „aufgeklärten“ Personen hinter ihren Gurus wie Tolzin oder Lanka, Wakefield oder diesen beiden Schweizern mit glasigem Blick hinterherwatscheln und den ganzen Schlamm unüberlegt nachbrabbeln, den die von sich geben. Dummerweise verstehen sie weder Grundlagen wissenschaftlichen Denkens genau so wenig wie den Supp, den die Impfgegnergurus von sich geben, sodass am Ende noch mehr Dünnschiss mit Bröckchen dabei rumkommt, so wie der Wirrsinn, den zum Beispiel unsere reizende Gina „Bauchgedanke“ Hinze von sich gibt.

Zurück zu den Nazis, denn auf der anderen Seite des Spektrums hängen die total verdrehten Rechtsesoteriker um Heinrich Himmler und Julius Streicher. Es wäre etwas schwierig, an dieser Stelle das ganze Gewurschtel aus nordischer und sonstiger Mythenlehre plus des ganzen Okkultismus der Thule-Gesellschaft, die mit ihrer Arier-Verehrung einige Grundlagen für die spätere NS-Ideologie geliefert hat wiederzugeben. Habt ihr Indiana Jones 1 und 3 oder den ersten Hellboy mit Ron Perlman gesehen? Liest man sich durch, was Himmler oder die alten Thule-Trottel so glaubten, bekommt man den Eindruck, die Hollywood-Autoren (George Lucas und Mike Magnola) hätten die ganze Sache etwas abgeschwächt, um glaubhaft zu bleiben. Während Rudolf Steiner die Theosophie mit mehr Christentum auflud und zur Anthroposophie weiterentwickelte, verrührten Guido von List und andere sie mit den brutalen Lehren des Sozialdarwinismus zur Ariosophie. Allen dreien gemeinsam ist der Glaube an verschiedene Ur-Rassen:

Die erste Wurzelrasse waren astrale Mondschatten, die Zweite, schweißgeborene, hermaphroditische Riesen, die dritte Rasse bestand aus Gasen, Flüssigkeit und gallertartigen Knochen, und die vierte Rasse, vollkörperliche Riesen mit magischen Kräften, lebte auf Atlantis. Die Arier waren die fünfte Rasse, während die Juden aus den minderrassigen Tschandalen hervorgingen. (Quelle: heise.de)

Als ich den Link da eingefügt habe, fiel mir auf, dass ich hier seit einigen Absätzen kaum irgendeinen flachen Spruch abgegeben habe. Das liegt wahrscheinlich daran, dass einem bei solch einem Unfug von arischen Wurzelrassen auch nix mehr einfällt. Das ist ein derart verdreht esoterisch okkulter Quark, ein kompletter Mixmax aus allen möglichen Richtungen (in denen der Studentenscherz aus Tübingen mit den ausgedachten Rosenkreuzern auch noch immer drinsteckt), verrührt mit allem an Atlantis, Hohlerde, Numerologie, Kabbala (echt jetzt, jüdische Geheimlehre!) und und und. Man mag sich denken, dass es so einen Kack im 20. Jahrhundert doch eigentlich nicht mehr hätte geben sollen, aber tatsächlich waren die ersten 30 Jahre noch voll damit. Und Jan Udo Holey ist ja auch nicht so weit entfernt, genau so wie andere kuriose Vertreter, wie der leider vor einigen Jahren verstorbene „Dr.“ Axel „mussmanwissen“ Stoll.

Was das mit Impfungen zu tun hat? Na ja, Nach 1933 hat sich Hitler zwar eines großen Teils der ganzen Esoklitsche entledigt, aber Himmler und beispielsweise Streicher durften bleiben. und Streicher war einer der übelsten Hetzer, weil Herausgeber der Zeitschrift der Stürmer. Und nun guckt mal, was es da anzusehen gab:

„Es ist mir sonderbar zu Mut, denn Gift und Jud tut selten gut“ Quelle: Psiram.de

Rudolf Steiner war 1925 gestorben, wahrscheinlich an Krebs, was (erzählt das mal in irgendeinem Globuli-Verehrungsforum) er auch nicht durch seine Anthro-Medizin in den Griff bekommen hat. Seine medizinischen Lehren waren aber bei den Ariosophen, zumindest bei Streicher und Himmler nicht unbeliebt. Der von Streicher ins Leben gerufene „Kampfbund für Deutsche Gesundheits- und Rassenpflege“ ging strategisch gegen Schutzimpfungen (aber auch Tierversuche) vor. Der Kampfbund überlebte allerdings die Selbstzerfleischungen der NS-Führungsriegen nicht. Streicher schon. Ein organisierter „Reichsbund für Homöopathie und Lebenspflege“ auch.

Auch heute noch ist das Impfgegnertum und die Anhängerschaft „alternativer Heilverfahren“ auch auf der rechten Seite der Gesellschaft beliebt. So hat die AfD-Bundestagsfraktion geschlossen gegen das Masernschutzgesetz gestimmt. Dazu gab es dann noch eine „kleine Anfrage“ aus dem September 2019, die sich in etwa so zusammenfassen lässt: Die Impfquoten werden immer höher, überschreiten regional sogar das Wunschziel der Weltgesundheitsorganisation. Wozu brauchen wir da noch dieses Gesetz?

Tja, das mag eine erst einmal berechtigte Frage sein. Andererseits ist sie auch selten dämlich. Wenn sich so oder so alle impfen lassen, was schadet dann das Gesetz? Das wäre so, als gäbe es ein Gesetz, das Menschen zum Arsch abwischen verpflichtet und die AfD fragt auf gut fünf Seiten (plus fast drei leerer, was auch immer denen da bei der Formatierung passiert ist, wahrscheinlich ist Gauland die Brille endgültig von der Nase an der Dackelkrawatte vorbei auf die Enter-Taste gestürzt und hat einfach mal ein paar Leerzeilen eingefügt), dass so ein Gesetz vollkommen überflüssig sei, denn wer wischt sich denn den Arsch nicht ab. Naja, andererseits: Es gibt auch Gesetze gegen Mord, obwohl der Prozentsatz der Mörder an der Gesamtbevölkerung in Deutschland wahrscheinlich geringer ist als der der Impfverweigerer. Kann man nicht vergleichen? Es geht bei Mord um Leben und Tod? Stimmt. Beim Impfen aber auch. Was soll also dieser Stuss, das Masernschutzgesetz abzulehnen?

Fragen wir mal die AFD in Schleswig-Holstein, die sagt es nämlich deutlich bzw. singt mit uns unter anderem zwei der Impfgegner-Greatest Hits:

Nur relativ wenige Erkrankte erleiden Folgeerkrankungen, wie beispielsweise eine Gehirnhautentzündung, die aber auch als Folge einer Impfung auftreten kann. (Wir erinnern uns: Viel zu harmlos…) […] Das Masernschutzgesetz mit seinem Impfzwang stellt einen Eingriff in zentrale Grundrechte, wie das Erziehungsrecht der Eltern oder den Anspruch auf körperliche Unversehrtheit, dar. (Auch das kennen wir!)

Da deutet sich plötzlich viel eindrücklicher an, warum die Bundestagsfraktion so abgestimmt haben mag.

Übrigens, und damit nochmal zum Thema Waldorfschulen und des dahinterstehenden Weltbildes zurück: So, wie der Glaube an die (arische) Wurzelrasse überlebt hat, hat auch der Glaube an eine jüdische Medizinverschwörung gehalten, wie man an der „Neuen Germansichen Medizin“ sieht, deren Begründer Ryke Geert Hamer mal schrieb:

Die jüdische Religion teilt bekanntlich alles ein in gutartig u. bösartig, so auch in der jüdischen sog. Schulmedizin. Wir Nichtjuden werden gezwungen, weiterhin die jüdische Schulmedizin zu praktizieren mit Chemo Morphium, […] – die die Juden selbst aber seit 20 Jahren nicht mehr praktizieren. (Quelle)

Jaaaa… Nee. Hamers Lehren flitzen auch noch reichlich Menschen in Facebook-Gruppen und Foren hinterher, genau wie die, die sich versuchen mit Homöopathika gegen Corona/Covid-19 zu wehren:

Sie geben die Empfehlung Gelsemium C30 täglich für 7 Tage zu nehmen, wenn eine grosse Ansteckungsgefahr besteht und dann nur noch 2x die Woche geben.
Bryonia passt mehr bei Patienten, die mehr Husten haben mit Schmerzen in der Brust und im Kopf. Sie müssen sich die Brust und den Kopf mit den Händen halten beim Husten. (Verstrahlte Quelle)

…oder die Idioten, die sich Einläufe mit Chlorbleiche machen oder Petroleum die Harnröhre hochjagen. Darin liegt in meinen Augen eines der großen Probleme des Impfgegnertums: So wie Tolzin durch Jan Udo auf den Stuss gekommen ist, können besorgte Mamis und Papis, verunsichert durch das grottige Gewäsch von Leuten wie Reitemeyer und Co. in den Strudel von Verschwörungstheorien geraten, sodass sie am Ende auch ihren Kindern und Haustieren Einläufe verpassen, während sie ihnen weismachen wollen, dass die Erde flach ist, Juden ein teuflisches aber minderwertiges Volk sind, das die Welt beherrschen will, dass es Dinosaurier nie gegeben hat (und wenn doch hat Noah sie von der Arche geschubst) oder dass man sich von kosmischer Energie ernähren kann, indem man sein blankes Arschloch gen Sonne richtet.

Sorry, aber wir müssen reden…

Was soll ich jetzt noch sagen? Cousin Flöbbl hat mir ja so einiges zum Thema Impfungen erzählt und ich muss sagen: Da ist leider nichts dran. Jedes verfickte Argument, dass Impfungen irgendwie schädlich sein sollen, macht keinen Sinn. Im Gegenteil: Impfskepsis gefährdet Menschenleben in eurem, Tintenfischleben in meinem Fall. Zusätzlich ist sie die Einstiegsdroge in den übelsten Schwachsinn, indem man beginnt, der Welt ein paranoides Paradigma überzustülpen und alles nicht einfach zu hinterfragen, sondern tendenziell anzuzweifeln, was irgendwie von Autoritäten kommt.

Ja, ich bin gegen Tentakelpest geimpft. Bislang bin ich weder Autist noch habe ich einen Hirnschaden. Alle neun Gehirne funktionieren wunderbar, während die Anhänger von Jan Udo Holey glauben mögen, es befinde sich im Himalaya (oder in der Antarktis, wenn man Axel Stoll glaubt) der Zugang zu einer unterirdischen Nazi-UFO-Basis. Noch wichtiger: Ich bin ganz offensichtlich nicht tot. Tentakelpest habe ich auch noch immer nicht. Komisch eigentlich.

  1. Einleitung – Von Tentakelpest und Zeppelinen
  2. Das Virus in der Spritze – Von Möpsen und Clownschminke
    (Impfstoffe sind eigentlich krankheitserregende Viren)
  3. Tödliches Gift – Von den Gefahren schwedischer Möbelhäuser
    (Impfstoffe sind Giftbomben)
  4. Fit mit Beulenpest – Von Nilpferden und angolesischer Literatur
    (Impfungen hemmen unser Immunsystem)
  5. Nur ein paar rote Punkte – Russisch Mensch-ärgere-dich-nicht
    (Kinderkrankheiten (und andere) sind harmlos)
  6. Widerstand ist zwecklos! – Spaß mit Statistiken!
    (Impfungen sind wirkungslos)
  7. Geld! Geld! Geld! – Von Zahnhygiene mit Hochspannung und Wasserveredelung
    (Impfungen wurden nur für Geldmacherei erfunden)
  8. Verfassungsfeinde und Volksverräter – Von Nachgeburt und Kindesverstümmelung
    (Impfpflicht ist verfassungsfeindlich, Impfungen sind Körperverletzung)
  9. Alles Einbildung! – Von der Nichtexistenz Thailands
    (Viren gibt es gar nicht)
  10. Plötzlich Autist! – Von kriminellen Machenschaften und bissigen Guppys
    (Impfungen verursachen Autismus)
  11. Impf-Nazis – Vom Waldorf-Horst und von Hitler-Ufos
    (Impfzwang ist Faschismus!)
  12. Die Impfung des Dr. Moreau – Von Lego Raumschiffen und Pömpeln
    (mRNA-Impfungen verändern das Erbgut)
  13. Ahnungslos gespritzt! – Von Bohrmaschinen und dem Yvette-Würstchen
    (Die mRNA-Impfung ist nicht sicher)
  14. Finale – 33 Antworten von Doktor Squishy
    (Dialog mit einem „informierten“ Elterntier)

2 Gedanken zu „hILfe, iCH wuRde geiMPfT! (Teil 11 – Impf-Nazis!)“

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