hILfe, iCH wuRde geiMPfT! (Teil 5 – Nur ein paar rote Punkte)

– Russisch Mensch-ärgere-dich-nicht –

hAllO, iCh biN eS, sQuisHy, dEr veRSeucHte tiNTenfIscH, und dies ist der vierte Teil der Reihe zum Thema Impfungen. Damit ihr wisst, worum es eigentlich geht und warum sich ein Tintenfisch mit dem Thema befasst, lest bitte die Einleitung… hier geht es um Flöbbls vierte Hypothese zu Impfungen:

Die meisten dieser Krankheiten sind in Wirklichkeit harmlos.
Im Moment sind es die Masern, über die alle reden. Warum eigentlich? Eigentlich ist das doch eine ganz harmlose Krankheit. Flöbbl hat mir auch erzählt, Tentakelpest sei ganz harmlos. Bei einem Ausbruch am Südriff vor einigen Jahren seien 150 Tintenfische erkrankt und nur einer hätte Probleme mit den Kiemen gehabt. Ein anderes Mal hatten vier von 25 erkrankten eine Augenentzündung gehabt. Alles harmlos. Als ich Flöbbl fragte, ob es nicht passieren könnte, dass jemand an der Augenentzündung blind werde oder bei kaputten Kiemen sogar stirbt, meinte er nur, das sei ja wohl kaum möglich und überhaupt bei weitem nicht so groß wie die Gefahr durch Langzeit-Impfschäden.

Die Risiken von Tentakelpest und Masern sind sich übrigens recht ähnlich. Das Gemeine an den Masern ist nämlich, dass der miese Virus unter anderem das Immunsystem direkt angreift. Das Ding geht auf die Lunge, die Haut und auf unsere Freunde, die T-Killerzellen. Das muss man so weit wissen, wenn man die Probleme dieses Bastards verstehen will. Ist diese Krankheit also harmlos?

Natürlich nicht. Zuerst einmal: Die Kacke ist hoch ansteckend – vergleichbar mit dem Schnupfen, nur viel gefährlicher. Dummerweise merkt man davon für über eine Woche nichts, obwohl man schon nach zwei Tagen ansteckend ist. Kurz: Der Dumme Mensch, der sich den Erreger eingefangen hat, rennt sechs bis acht Tage herum, schleudert mit Viren bei jedem Huster und Nieser um sich und verbreitet so seine Pest in der Welt. Was dann folgt, ist etwas, das tatsächlich einer fetten Grippe ähnelt. Schnell schwellen alle Schleimhäute an, das Opfer sifft und röchelt vor sich hin und hat bis zu 41° Fieber. Alles harmlos. Na gut, das ist schon ziemlich heftiges Fieber, das nicht tödlich sein muss, das einen Menschen aber schon mal ordentlich aus den Latschen kippen lässt. Erst danach kommt der Hautausschlag dazu, den viele mit Masern in Verbindung bringen.

Aber wo ist denn nun das Problem? Lungenetzündung (6% aller Fälle), Mittelohrentzündung (7% aller Fälle) und eine wochenlange Immunschwäche wegen der befallenen T-Zellen sind ein Problem. Die Sterblichkeit von Masern liegt tatsächlich bei etwa einem Todesfall in 1.000 Erkrankungen, aber sagt einer den Eltern eines frisch gestorbenen Kleinkindes? „Mannomann, das war jetzt aber nicht so richtig wahrscheinlich!“

Habt ihr schon einmal „Mensch-ärgere-dich-nicht“ gespielt? Wer einen Familienkrach vom Zaun brechen möchte ohne die ewigen Diskussionen über Hausregeln beim Monopoly, der kann das mit diesem relativ einfachen Würfelspiel erreichen.

So bleibt selbst Monopoly freundschafts- und familienschonend: mit der ultimativen Tentakel-Edition!

Es werden hier wahrscheinlich alle kennen. Ich auch. Das letzte Mal habe ich das verkackte Spielbrett mit viel Genuss als Ninja-Wurfstern benutzt und es in einem Fachwerkbalken habe feststecken lassen. Nicht, weil ich verloren habe, sondern wegen des verfluchten Glücks meines Mitspielers und dessen dummen Gekichers. Am wichtigsten ist es bei diesem Zeitvertreib eine Sechs zu würfeln. Ohne sie kann man seine Figürchen gar nicht erst ins Rennen schicken. Und die Wahrscheinlichkeit, dass das beim ersten Wurf passiert, ist 1:6. Passiert selten. Leider steigt die Wahrscheinlichkeit beim nächsten Wurf nicht an. Sie bleibt bei 1:6. Beim nächsten Mal auch. Und beim nächsten. Es ist toll. Man denkt immer, wenn man sechs Mal würfelt, muss ja eine Sechs dabei sein. Nein, muss nicht. Man kann das ausrechnen. Es kommt am Ende eine Wahrscheinlichkeit von etwa 1:3 dabei heraus, dass man bei den ersten sechs Würfen keines seiner Holzmännchen in die große Schlacht schicken kann. Derweil flitzen die anderen Arschkrampen mit einer irren Geschwindigkeit um das Brett. Hattet ihr das schon einmal, dass jemand eine Sechs nach der anderen gewürfelt und (weil man dann ja weiterhin dran ist) so in Sekundenschnelle um das Brett braust? Ja? Kennt ihr dieses Gefühl in seinem kleinen Häuschen zu sitzen oder auf irgendeinem anderen Fleck dieses Spielbretts, während der debil gehässig grinsende Nervenarsch auf der anderen Tischseite eine sechs nach der anderen wirft? Erst eine, dann zwei, dann drei? Vielleicht noch eine vierte? Ist euch das schon einmal passiert? Ja?

Dann seid ihr jetzt tot.

Die Wahrscheinlichkeit, dass man viermal nacheinander die gleiche Zahl, zum Beispiel eine Sechs, würfelt, ist 1:(6x6x6x6), also 1:1.296. Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert ist kleiner als die an einer Maserninfektion zu sterben!

Eine Frage an die Impfgegner: Wenn ihr euch mit einer befreundeten Familie zum Spielenachmittag an den Tisch setzt und denkt „Ach, bestimmt würfelt dieser verzogene Kackbratzenarsch Jeremy wieder eine sechs nach der anderen und lacht dann so gehässig, wenn er mich auch noch kurz vor Schluss schmeißen kann! Ich hasse ihn!“ warum findet ihr dann die Masern harmlos? Wie bitte? Das kann man doch nicht miteinander vergleichen? Kann man doch! Das ist Mathe, Baby!

Okay, ihr seid wahrscheinlich viel, viel verständnisvoller für den armen kleinen Jeremy, der euch als „Kackfotze“ beschimpft, wenn ihr dann doch mal eines seiner kleinen Figürchen aus dem Spiel werft. Er wurde geimpft. Liegt bestimmt daran.

Ja, aber früher sind die Leute doch auch nicht an Masern gestorben! Das wird immer wieder wiederholt. Und siehe da: Die Berichte könnten genau den Eindruck machen. Ist aber falsch. „Früher“ seid ihr Menschen und besonders euer Nachwuchs an jedem möglichen Scheiß krepiert. Und kaum einer konnte es sich leisten, am Ende herauszufinden warum. Stirbt eine solche frühzeitliche Menschenlarve mit zwei Jahren an einem hohen Fieber, dann wusste man nicht unbedingt, dass das die Masern waren, weil das arme, durch Fabriksmog und Mangelernährung geschwächte Kind gar nicht erst bis zu dem typischen Ausschlag gekommen ist. Oder es starb einfach an Lungenentzündung und eben nicht an den Masern. Oder an irgendeiner anderen Pest, die man sich wegen der angegriffenen T-Zellen an dem Nachbarsblag weggeholt hat, das immer so einen widerlichen Schleim ausgehustet hat. Aber man hatte ja keine Wahl und musste sich mit drei Familien eine Zweizimmerwohnung mit eigener Toilette in Form eines überlaufenden Zinkeimers teilen. Dass die verwöhnten Luxus-Muttis in ihren SUVs und ihrer Rundum-Krankenversicherung wirklich meinen, sie könnten ihren „hygge“ Kuschellebensstil mit 175 qm kernsanierter Altbauwohnung, Latte Macchiato und schwedischen Status-Symbol Kinderwagen auch nur ansatzweise mit dem vergleichen, was noch vor siebzig Jahren in diesem eurem Land herrschte, zeigt einfach, wie engtstirnig, naiv und dumm sie sind.

Also, es tut mir leid, Masern sind nicht harmlos. Eine Lungenentzündung kann bleibende Schäden verursachen, eine Mittelohrentzündung taub machen oder zumindest lebenslange Schwierigkeiten mit eurem Gehör hervorrufen. In nicht wenigen Fällen kann sie auch auf das Gehirn überspringen und zu einer Hirnentzündung oder Hirnhautentzündung mit ebenfalls bleibenden Schäden führen. Dass das Immunsystem für weitere Wochen angeschlagen sein kann, bedeutet außerdem, dass man für Infektionen anfällig bleibt, die ganz und gar nichts mit den Masern zu tun zu haben scheinen. Aber an AIDS stirbt auch keiner, nur an der Tatsache, dass diese massive Immunschwäche Tür und Tor aufreißt für jeden noch so verblödeten oder gehbehinderten Bazillus (nein, nix gegen Gehbehinderte Menschen oder, bewahre, Tintenfische, nur gegen Bazillen). Und Masern sind neben den anderen direkten Folgeleiden so etwas wie Mini-AIDS. Das Problem SSPE habe ich hier noch gar nicht angesprochen. Diese subakute sklerosierende Panenzephalitis steht in letzter Zeit im Verdacht, eine Spätfolge der Masern zu sein, die erst Jahre nach der Erkrankung auftritt. Das Problem bei ihr ist, dass sie so spät auftritt, dass lang niemand auf die Idee kam, sie habe etwas mit dieser harmlosen Kinderkrankheit zu tun. Sie wird aktuell noch intensiv erforscht. Deswegen sollte man sie aber nicht ignorieren, denn 95% aller Patienten mit SSPE sterben. Auch ihre Häufigkeit wird noch debattiert.

Darin hat sogar mein alter Freund und ehemaliger Molkereifachmann H. U. P. Tolzin Recht:

Auf der Webseite des  RKI, der zuständigen Bundesbehörde, finden wir folgende Angaben dazu:
„Nach Literaturangaben kann es zu 1–10 SSPE-Fällen pro 10.000-100.000 Masernerkrankungen kommen, wobei das höhere Risiko bei Maserninfektion im ersten Lebensjahr besteht.“
Hier ist also von einem Verhältnis zwischen 1 : 1.000 bis 1 : 100.000 die Rede. So genau weiß man das offenbar nicht, und ist deshalb auf Schätzungen angewiesen.

Tolzin hat hier auch mal nachgerechnet und festgestellt, dass hier nur ungenaue Zahlen vorliegen. Das klagt er an. Tolzin macht aber (neben einer Menge anderer – ich will hier nicht zu den Leuten im Netz verkümmern, die einfach die ungewaschene Unterwäsche der anderen Videos nehmen, durchkauen und sich über deren Fehler aufregen; Fehler gibt es im Internet genug und Idioten auch…) selbst den Fehler der Ungenauigkeit, wenn er von der Tödlichkeit von Masern behauptet, diese käme primär von mutmaßlichen SSPE-Fällen. Lungenentzündung kann tödlich sein. Hirn- und Hirnhautentzündungen auch. Diese Komplikationen wirft Tolzin über Bord und konzentriert sich ausschließlich auf das, das relativ vage erscheint, denn das kann man am besten angreifen.

Woher kommt nun die oft zitierte Zahl von 1 : 1.000 Todesfällen durch Masernkomplikationen? In der Regel ist dabei von einer Gehirnentzündung namens SSPE die Rede […]. Das ist auch die Zahl, die Prof. Dr. Burkhard John, Chef der kassenärztlichen Verrechnungsstelle von Sachsen-Anhalt, in einer Live-Diskussion im MDR nannte, um seinen Standpunkt zu untermauern.
Woher er diese Zahl konkret hernimmt, wissen wir nicht. Möglicherweise ging er von durchschnittlich etwa 1.000 erfassten Masernfällen in Deutschland aus und durchschnittlich einem SSPE-Fall.

Lesen wir den Text genau durch, hat Tolzin geschickterweise nicht gesagt, dass Dr. John (klingt wie der Name aus einem Krankenhaus-Porno) 1:1.000 mit SSPE in Verbindung gebracht hat. Man nimmt es an, aber rein textlich kann man es nur annehmen, Tolzin hat das nicht gesagt! Wichtiger sind die anderen beiden Sätze, in denen ein fette „möglicherweise“ steht. Auch Tolzin spekuliert hier, nimmt dann die vermuteten und ungenauen SSPE-Zahlen und relativiert damit indirekt die tatsächliche Sterblichkeitsrate von Masernkranken.

Tolzin ist nicht dumm. Er ist sogar recht schlau, indem er hier rhetorische Kniffe und Schleichwege begeht, um die Leserschaft seines Magazins und seiner Bücher von der Harmlosigkeit der Masern zu überzeugen und die Gefährlichkeit des Impfens herauszustreichen. Warum tut er das? Später, später… Tatsächlich gibt das RKI inzwischen sehr genaue Zahlen heraus, auch was die anderen Komplikationen angeht und wie hoch ihre Wahrscheinlichkeiten sind. Tolzin ist da einfach nicht auf dem neuesten Stand. Der Artikel stammt ja auch von 2013, die RKI-Zahlen von 2019. Allerdings (und hier spekuliere ich mal ganz bewusst), wenn man sich die Kommentare unter dem Text ansieht, ist keiner älter als 2019. Der Verdacht liegt nahe, dass Tolzin seinen Text aus dem kostenpflichtigen impf-report erst in diesem Jahr öffentlich auf seine Seite gestellt hat. Die Zahlen dabei nicht zu aktualisieren ist natürlich ein wenig fahrlässig und vor allem unwissenschaftlich. (Ja, ich habe bemerkt, dass der erste Kommentar drei Wochen vor der Veröffentlichung der RKI-Zahlen verfasst wurde. Da Tolzin aber erst im Mai selbst kommentierte, wäre es nett, wenn er spätestens dann mal an eine Aktualisierung ginge – ein weiteres Zeichen, dass es ihm nicht um wissenschaftliche Genauigkeit geht.)

Es gibt ein paar Leute, die lesen diese Texte am allerliebsten wegen der bösen Sprüche und der Polemik. Zwei bis drei Leute wissen, wen ich meine… Ich bin ein Tintenfisch, kein Wissenschaftler. Ich versuche, die gegebenen Informationen kritisch zu betrachten, zu bewerten und zu einem Ergebnis zu kommen. Ich versuche dabei so genau zu sein, wie ich kann, versuche mit Beispielen und einfacher Mathematik zu arbeiten und wer einen Rechenweg nicht versteht, soll Bescheid sagen. Wer einen Fehler findet bitte auch. Ich komme aber nicht drum herum, hin und wieder eine Schwäche einzubauen, nämlich dass ich manchmal gehässig über einige Menschen herziehe. Das habe ich mit Belle Delfine gemacht. Aus guten Grund. Miststück. Ich werde es jetzt auch mit Herrn Tolzin machen. Müssen. Denn was er da in seinem Text gleich zu Beginn, noch bevor er versucht hat mit seinem kleinen rhetorischen Kniff die Sterblichkeit kleinzureden, ist unter aller Sau.

Er gibt uns zuerst die 1:1.000, dann eine Zahl von 5% aller Fälle, in denen ein Kind wegen der Masern ins Krankenhaus kommt:

Dies bedeutet, dass immerhin noch bei 950 von 1.000 Masernpatienten (also 95 %) die Masern gut überstanden wurden. Damit steht rein statistisch gesehen die Chance, dass ausgerechnet mein Kind aufgrund von Komplikationen in die Klinik muss, bei 1 : 20.

Zurück zu Mensch-ärgere-dich-nicht. Wie oft habt ihr bei diesem Spiel schon einmal direkt zu Beginn nach der ersten Sechs eine fünf oder Sechs gewürfelt und so einen ordentlichen Turbostart hingelegt? Die Wahrscheinlichkeit für eine Sechs ist 1:6, die für eine Fünf oder Sechs 1:3. Beides hintereinander ist dann 1:(6×3), also 1:18, was recht nahe an 1:20 ist. Das ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit Masern in Krankenhaus muss. Unwahrscheinlich ist anders. Aber, laut Hup-Tolzin soll man sich da mal keine Sorgen machen, das ist ja kein Grund zur Sorge. Wieder so ein rhetorischer Kniff: 950 von 1.000 scheinen viele. Harmlos. Harmloser als 5% oder eben einer von zwanzig. Man stelle sich mal folgendes vor: Ein Klassenraum mit 20 Kindern. Der Lehrer (oder bei der Klassengröße eher Lehrerin, denn es handelt sich wahrscheinlich um eine Grundschule, wo männliche Lehrer selten arbeiten und wenn doch von 15% der Mütter für Pädophile gehalten werden… möglicherweise zumindest) gibt eine Klassenarbeit zurück und sagt „gut ausgefallen, bis auf eine Sechs“. Mal ehrlich: Sogar Katharina-Elizabeth Baumann (Vorzeige-Mädchen mit Einser-Zeugnis, wurde ja auch in der behüteten, halbintellektuellen Umgebung einer kernsanierten 175 qm Altbauwohnung großgezogen) macht sich jetzt erst einmal Sorgen. Wer nicht? Genau: Tolzin nicht. Er spielt ja auch die Sterberate schon hier herunter:

Denn dieses Verhältnis [1:1.000] sagt uns ja auch, dass es eine Wahrscheinlichkeit von 999 : 1 gibt, dass unser Kind die Masern übersteht.

Tolzin sagt also, man solle sich bitte keine Sorgen machen, weswegen er geschickt, die 999 nach vorne stellt. Bewusst manipuliert der Typ seine Leser, sagt aber im Grunde zu denen, bei denen tatsächlich ein Kind an Masern gestorben ist, sie hätten einfach Pech gehabt. Wenn Tolzin es tatsächlich geschafft haben sollte, 1.000 Kinder vor einer Impfung zu „bewahren“, möchte ich ihn wirklich gerne mal den Eltern des einen Kindes gegenüberstellen. Was sagt er ihnen? „Tut mir leid, dass Ihr Kind tot ist, aber immerhin hat es keine imaginäre Dosis Aluminium gespritzt bekommen… ist doch immerhin etwas!“ Wie arrogant kann man daherlabern? Wie verächtlich kann man über das Leben eines Kindes sprechen?

Ich schlage folgendes psychologisches Experiment vor: Für dieses Experiment benötigen wir:

  • Eine Dosis eines MMR-Impfstoffes (enthält übrigens weder Formaldehyd noch Aluminium oder Quecksilber, höchstens Spuren des Antibiotikums Neomycin [gibt es auch als Tablette mit 500mg von dem Zeug drin gegen Darminfektionen], und noch der Süßstoff Sorbitol, der in Diätnahrung aber auch in Äpfeln und Birnen vorkommt),
  • Vier sechsschüssige Revolver, von denen sich in nur einer Trommel eine Kugel befindet,
  • Einen ehemaligen Molkereifachmann.

Wir überlassen Herrn Tolzin die Wahl: Er setzt sich die Spritze oder nimmt einen beliebigen Revolver und schießt sich in den Kopf. Sich zu erschießen ist die Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Maserninfektion zu sterben. Sogar deutlich geringer! Es ist die gleiche wie bei den vier Sechsen. Ernsthaft: Was denkt ihr, was er tun würde?

Eben. Ich auch.

Möchtest du ein Spiel spielen?

Das große Argument gegen die Impfung ist ja, dass das Risiko eines vollwertigen Impfschadens größer ist als das einer problematischen Infektion. Dieses Argument ist allerdings, das verrate ich jetzt schon Kompletter Schwachsinn, aber ihr müsst euch noch etwas gedulden, wenn ich über dieses Thema in Abschnitt 9 spreche. Hier geht es um die Frage, wie harmlos Masern sind. Antwort: Überhaupt nicht.

Jetzt haben wir die ganze Zeit über die bösen Masern gesprochen. Was ist mit den anderen Krankheiten, die man doch immer noch so niedlich als „Kinderkrankheiten“ bezeichnet? Dinge mit dem Präfix „Kinder-“ sind immer klein, putzig und lassen erwachsene Menschen ein verzücktes „Aaaaaawww!!!“ ausstoßen. Kinderwagen, da rennt man gleich hin, um die kreischende, glubschäugige Larve zu begaffen. Kinderteller, das sind Restaurantgerichte mit knuffigen Namen wie „kleine Racker“ (Hähnchennuggets), „Piratenteller“ (Fischstäbchen), „Überraschung“ (gedünsteter Brokkoli mit Wildreis). Kindergarten, das ist diese Einrichtung, in denen kleine Wesen mit glänzenden Augen um die Erzieherin sitzen, die irgendeinen pädagogischen Murks auf der Gitarre schrammelt (im Idealfall von Rolf Zukowski, diesem debil grinsenden Heititei), während der gute Jeremy in der Ruheecke Valentin-August geknebelt und mit einer Schaufel bewusstlos geschlagen hat. Kinderkrankheiten, das sind diese putzigen kleinen Viren, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die süßen kleinen Wagenfahrer, Nuggetvernichter und Mitsinger auf grausam qualvolle Weise verrecken lassen. Schauen wir sie uns doch mal im Schnelldurchlauf an, wie harmlos diese denn sind:

  • Mumps: 13-15% Meningitis, seltener Taubheit, viel schmissiger: in 30% werden bei Jungen die Hoden betroffen, das sind die komischen Bubbel, die Menschen neben ihrem Fortpflanzungstentakel baumeln haben und die ihre Spermien bilden und lagern. In 13% der Fälle wird die Fruchtbarkeit gestört, seltener kann es zu dauerhafter Unfruchtbarkeit kommen. Und schon sind die Männer für eine Impfung, denn Fruchtbarkeit ist auch bei den aufgeklärtesten männlichen Exemplaren der Spezies Mensch so ein Ding, bei dem sie keinen Spaß verstehen (wie schonmal berichtet). Aber im Grunde harmlos.
  • Röteln: Bei einer Infektion in der Schwangerschaft führen sie in den ersten acht Wochen in 90% zu Fehlbildungen oder gar Fehlgeburten. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft bleiben 25-30% Risiko. Nach Tolzin-Logik könnte man auch sagen, dass immerhin 70 von 100 Kindern gesund und nicht krank, missgebildet oder gar tot zur Welt kommen. Toll was? Also harmlos.
  • Windpocken: Hier gibt es in „nur“ 5-6% der Fälle Komplikationen wie „Superinfektionen“, Lungenentzündungen oder Störungen im Kleinhirn bis hin zu Schlaganfällen. Tödlich in „nur“ einem von 100.000 Fällen. Aber immerhin 20% bekommen später ein Comeback in Form von Gürtelrose, die auch wieder Komplikationen haben kann, wie beispielsweise die „Post-Zoster-Neuralgie“ mit brennenden, teils lebenslang anhaltenden Schmerzen. Nicht tödlich, daher total harmlos.
  • Pneumokokken: Lungen-, Hirnhaut-, Mittelohr- oder Hornhautentzündung im Auge sind möglich. Jährlich sterben fast 1.000.000 Kinder weltweit an Pneumokokken. Gibt eh zu viele Menschen auf der Welt. Absolut harmlos.
  • Tetanus: Das Gift, das der Bazillus ausscheidet verursacht Krämpfe zuerst im Gesicht, dann im Rücken (so stark, dass sie schon zu Wirbelbrüchen geführt haben), dann in Armen, Beinen, Kehlkopf und Zwerchfell. Unbehandelt erfolgt Tod durch Ersticken. Klingt spannend. Muss man mal gesehen haben? Vollkommen harmlos.
  • Diphtherie: Neben Schwellungen und Belägen im Mund-, Hals- und Rachenbereich treten bei 22% Herzmuskelentzündungen auf, Nervenschäden sind möglich und die beinahe obligatorische Lungenentzündung. Plötzlicher Herztod klingt doch nach einem spannenden Freizeitvergnügen. Diagnose: Total harmlos.
  • Hepatitis B: Juhuu, Tolzin freut sich, denn 2/3 von allen Erkrankten bekommen davon gar nichts mit. Der Rest? Alles drin bis hin zu Leberzirrhose, Leberkrebs, Tod. Ausgesprochen harmlos.
  • Hib (Haemophilus influenza Typ b): Es wird langsam langweilig, darum ein Zitat stumpf von Wikipedia geklaut: „Unbehandelt sterben 60 bis 90 Prozent der Erkrankten. Auch bei rechtzeitiger Behandlung mit Antibiotika beträgt die Todesrate noch mehr als fünf Prozent.“ Langweilig und definitiv harmlos.
  • Keuchhusten: Ach, Husten hat doch jeder schon gehabt. Was soll an dem hier schlimmer sein? Atemstillstand bei Frischgeschlüpften unter sechs Monaten? Die üblichen Verdächtigen wie Lungenentzündung und so weiter? Sterblichkeit hier wie bei Masern 1:1.000? Harmloses Pillepalle.
  • Polio: Geh mir weg mit Polio! 75% der Erkrankungen sind ungefährlich. Bei den anderen ist zwar das Hirn betroffen aber nur ein Prozent bekommt Lähmungen. Das sind 99 von 100, die gesund bleiben, was sicher kein Grund zur Sorge ist, wenn man Tolzin heißt. Und 2-20% von denen sterben wiederum. Da fragt unser Impfgegner, wo denn bitte sehr die genauen Zahlen bleiben? Ist damit die Sterblichkeit bei 1:500 oder 1:5.000? Man kann ja wohl auf eine Polio-Impfung für sein Kind verzichten, wenn höchstens eines von 500 Kindern mit der Infektion einen qualvollen Tod durch zum Beispiel Ersticken aufgrund einer fortschreitenden Lähmung der Atmung erleiden? Was für ein armseliges Risiko! Hemmungslos harmlos!

Was mich interessiert: Wie viele Menschen folgen diesen Wahrscheinlichkeiten dieses profilneurotischen Pappkopps und finden, das Risiko ist es wert UND spielen Lotto? Das würde ich wirklich gerne wissen.

  1. Einleitung – Von Tentakelpest und Zeppelinen
  2. Das Virus in der Spritze – Von Möpsen und Clownschminke
    (Impfstoffe sind eigentlich krankheitserregende Viren)
  3. Tödliches Gift – Von den Gefahren schwedischer Möbelhäuser
    (Impfstoffe sind Giftbomben)
  4. Fit mit Beulenpest – Von Nilpferden und angolesischer Literatur
    (Impfungen hemmen unser Immunsystem)
  5. Nur ein paar rote Punkte – Russisch Mensch-ärgere-dich-nicht
    (Kinderkrankheiten (und andere) sind harmlos)
  6. Widerstand ist zwecklos! – Spaß mit Statistiken!
    (Impfungen sind wirkungslos)
  7. Geld! Geld! Geld! – Von Zahnhygiene mit Hochspannung und Wasserveredelung
    (Impfungen wurden nur für Geldmacherei erfunden)
  8. Verfassungsfeinde und Volksverräter – Von Nachgeburt und Kindesverstümmelung
    (Impfpflicht ist verfassungsfeindlich, Impfungen sind Körperverletzung)
  9. Alles Einbildung! – Von der Nichtexistenz Thailands
    (Viren gibt es gar nicht)
  10. Plötzlich Autist! – Von kriminellen Machenschaften und bissigen Guppys
    (Impfungen verursachen Autismus)
  11. Impf-Nazis – Vom Waldorf-Horst und von Hitler-Ufos
    (Impfzwang ist Faschismus!)
  12. Die Impfung des Dr. Moreau – Von Lego Raumschiffen und Pömpeln
    (mRNA-Impfungen verändern das Erbgut)
  13. Ahnungslos gespritzt! – Von Bohrmaschinen und dem Yvette-Würstchen
    (Die mRNA-Impfung ist nicht sicher)
  14. Finale – 33 Antworten von Doktor Squishy
    (Dialog mit einem „informierten“ Elterntier)