SQuiShY’s aLbuM of tHE WeeK vOl. 33

GENESIS-MONTH II: Tony Banks – A Curious Feeling

Armer Tony. Bei Genesis hat er zwar so ziemlich den Ton angegeben und viele der zuzuordnenden Songs und der etwas „abgehobeneren“ Texte stammen von ihm, seine Keyboardsoli dominierten so manchen epischen Moment. Trotzdem achteten alle auf den Sänger, sei es Gabriel mit seinen schrägen Kostümen oder Collins mit seiner extrovertierten Bühnenpräsenz. Banks, das Mastermind saß mit entspannter Mine in seiner Tastenfestung und wirkte Magie. Seine musikalische Dominanz kann aber damit auch dafür verantwortlich gemacht werden, dass Gitarrist Hackett irgendwann nicht mehr das Gefühl hatte, sich in der Band entfalten zu können und bevorzugte Solopfade.

Die hat Banks auch versucht und während „seine“ Band Genesis immer erfolgreicher wurde, verschwanden seine eigenen Alben irgendwo im Untergrund. Hört man sie sich an, kann man zwischen käsigen und schlappen Poparrangements ohne jedes Leben die typischen und wundervollen Akkordwechsel erahnen. Er hat vielleicht die besten Genesis-Passagen geschrieben, arrangiert hat er sie nicht.

Sein Erstling ist da anders. Hier hört man ihn am deutlichsten raus, ohne verzweifelt zu versuchen, durch drittklassigen Pop auch mal so einen Erfolg zu haben wie seine Kollegen. Auch ohne Rutherford und Collins, die dem Ganzen vielleicht noch mehr Schwung gegeben hätten (man schaue sich die unglaubliche Dynamik von Hacketts Erstling an, das wir hier sicher auch mal besprechen werden), ist dieses Album sogar besser als das fast zeitgleich erschienene „…and then there were three“ seiner Stammband.

Besonders solch epischen Hymnen wie „You“ und „The Lie/After the Lie“ mit ihren ausufernden Soli, hätten in den vorangegangenen sechs Jahren Genesis auch gute Plätze gefunden. Es gibt erste Anbiederungen an den Pop und etwas sphärische Klänge hier und da, aber alles in allem ein sehr gelungener Beitrag und eine willkommene Scheibe aus dem Genesis-Kosmos.

Genesis-Month:
I. Phil Collins – Hello, I Must Be Going!
II. Tony Banks – A Curious Feeling
III. Peter Gabriel – UP
IV. Steve Hackett – To Watch The Storms
V. Genesis – Live Over Europe